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Expertin: Schriftliches Kulturgut gefährdet  
  Wissenschaftler, Bibliothekare und Archivare fürchten angesichts knapper öffentlicher Haushalte um den Erhalt historischer Dokumente und Bücher. Wenn man Originale erhalten wolle, müsse jetzt investiert werden.  
Dies sagte die Sprecherin der Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes, Barbara Schneider-Kempf, zum Abschluss eines Europäischen Kongresses in Leipzig. Zu dem dreitägigen Treffen hatten mehr als 100 Experten aus 15 Ländern über die Problematik diskutiert.
Papier von 1850 bis 1980 als Sorgenkind
"Angesichts sinkender Etats in Bibliotheken und Archiven ist die Bestandserhaltung eigentlich chronisch unterfinanziert im Vergleich zur Menge geschädigter Bestände und der Vielfalt der Schäden", sagte Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin.

Europaweit seien besonders Bestände, die zwischen 1850 und 1980 gedruckt wurden, bedroht. "Das in dieser Zeit benutzte, industriell hergestellte Papier ist unser größtes Sorgenkind." Es enthalte mehr Holzanteile sowie eine nicht auf organischem Material basierende Leimung.
Deutschland: 60 Millionen geschädigte Bücher
"Das sorgt dafür, dass das Papier sauer wird, die Struktur sich verändert, brüchig wird und vergilbt", sagte die Sprecherin. Der Prozess könne durch kühle und dunkle Lagerung aufgehalten, aber nicht voll gestoppt werden.

Schätzungen gingen von rund 60 Millionen geschädigten Büchern in Deutschland aus. "Zu deren Erhaltung braucht es wahrscheinlich Milliarden." Allein die Deutsche Bibliothek habe fünf Millionen geschädigte Bände, rund 800.000 seien entsäuert worden.

[science.ORF.at/dpa, 15.3.06]
 
 
 
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01.01.2010