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Vogelgrippevirus ähnelt Erreger der Spanischen Grippe  
  Nach Angaben von US-Forschern ähneln Vogelgrippeviren inzwischen den Grippeerregern von Menschen stärker als bisher angenommen. Daher könnten schon wenige weitere Veränderungen der Eiweiße auf der Oberfläche der Vogelgrippeviren reichen, um sie hoch gefährlich für Menschen zu machen. Die Eiweiße des Virus H5N1 ähneln jenen der Erreger der Spanischen Grippe von 1918.  
Mit dem 1997 bei Enten isolierten ursprünglichen Vogelgrippevirus (H5) gebe es dagegen weniger Gemeinsamkeiten.

Das berichtet die Gruppe um James Stevens vom Scripps Research Institute in La Jolla (US-Staat Kalifornien) im Fachjournal "Science".
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Die Studie "Structure And Receptor Specificity Of The Hemagglutinin From An H5N1 Influenza Virus," ist online in "Science" (doi: 10.1126/science.1124513; 17. März 2006) erschienen.
->   Abstact in "Science"
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Viren docken an verschiedenen Rezeptoren an
Die Gruppe um Stevens analysierte die Struktur des Eiweißstoffes Hämagglutinin an der Oberfläche der Viren. Das mit der Abkürzung "H" bezeichnete Molekül ermöglicht dem Erreger das Eindringen in die Wirtszellen.

Dazu hakt es sich an Andockproteinen (Rezeptoren) dieser Zellen fest. Vogelgrippeviren docken dabei an anderen Rezeptoren an als die Erreger der Grippe des Menschen.

Dies ist der Grund dafür, dass H5N1-Viren derzeit nur selten Menschen befallen - bisher infizierte der Erreger rund 180 Menschen, etwa 100 von ihnen starben.
Möglichkeiten der Mutation
Wissenschaftler befürchten, dass das Virus mutieren und eine weltweite Grippewelle mit Millionen Toten verursachen könnte - der Spanischen Grippe von 1918 fielen je nach Angaben 20 bis 50 Millionen Menschen zum Opfer.

Ein solches für den Menschen gefährliche Virus könnte entstehen, wenn sich ein Grippekranker zusätzlich mit H5N1 infiziert und sich eine neue Kombination aus beiden Erregern bildet.

Eine andere Möglichkeit ist, dass das Hämagglutinin so mutiert, dass es künftig auch leicht an menschlichen Grippe-Rezeptoren andockt.
->   Hämagglutinin (Wikipedia)
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Erreger der Spanischen Grippe im Labor nachgebaut
US-Forscher haben im Oktober 2005 aus den Genen, die den Erreger der Spanischen Grippe einst so gefährlich machten, ein neues lebendes Virus gebaut. Es basiert auf dem Fund des ursprünglichen Erregers in einem Grab in Alaska.

Dort war ein Opfer der Spanischen Grippe vor fast 100 Jahren begraben worden. Sein Leichnam - und das uralte Virus - blieben durch den Dauerfrost im Boden konserviert. Sinn der Übung: Der wieder auferstandene Erreger soll bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen die Vogelgrippe helfen.
->   Mehr dazu in science.ORF.at (6.10.05)
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Mutationen seit 1997
Bild: Science
Vergleich der Hamagglutinin-Strukturen:
Erreger des vietnamesischen Buben (olive), urspr. Vogelgrippe H5 (orange), span. Grippevirus H1 (rot), menschl. Grippe H3 (grün)
Die Forscher verglichen das Hämagglutinin von Viren aus einer Blutprobe eines 2004 an der Vogelgrippe gestorbenen vietnamesischen Buben mit dem anderer Grippeerreger.

Das Hämagglutinin des Erregers aus der Blutprobe war dem menschlicher Grippeviren ähnlicher als dem der ursprünglichen Vogelgrippeviren von 1997.

Welche weiteren Mutationen noch folgen müssten, damit das Virus komplett auf den Menschen "umschwenkt", könne man nicht vorhersagen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 17.3.06]
->   James Stevens über den Spanische-Grippe-Virus (Universität Stanford)
->   Scripps Research Institute
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Spanische Grippe: Wie sicher sind die Forschungslabors? (25.10.04)
->   Wie Vogel-Viren Menschen infizieren können (6.2.04)
 
 
 
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01.01.2010