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Impfung gegen Rotaviren kurz vor Zulassung  
  Derzeit liegen viele Kleinkinder mit schwerem Brech-Durchfall in Österreichs Spitälern - Ursache sind meistens Rotaviren. Ein Impfstoff soll bald schützen. Experten fordern seine Aufnahme ins Kinder-Impf-Programm.  
Die Krankheitsfälle häufen sich jedes Jahr um diese Jahreszeit. Der Impfstoff gegen Rotaviren soll in wenigen Wochen in Österreich zugelassen werden.
2.900 bis 4.000 Kleinkinder im Spital
"Winter-Brech-Durchfall" hieß es früher, da Rotaviren jedes Jahr in den kälteren Monaten Jänner bis März bei tausenden Babys und Kleinkindern Erbrechen und Durchfälle auslösen.

Pro Jahr landen durchschnittlich sogar 2.900 bis 4.000 schwere Fälle im Spital, Todesfälle sind selten. Nun soll im April oder Mai eine Schluckimpfung gegen Rotaviren zugelassen werden, berichtet der Oberste Sanitätsrat.
Hohe Erwartungen in Schluckimpfung
Die Schluckimpfung muss Babys im Alter von sechs bis 24 Wochen verabreicht werden und kann angeblich bis zu 80 Prozent der durch Rotaviren verursachten Brechdurchfälle verhindern, so der Vorsitzende des Impfausschusses im Obersten Sanitätsrat, der Leobener Kinderarzt Ingomar Mutz.

Der Oberste Sanitätsrat empfiehlt die Schluck-Impfung für alle Säuglinge, sagt Ingomar Mutz im ORF-Radio: "Die Impfung ist für alle Säuglinge empfohlen. Sie kann ohne zeitlichen Abstand und ohne Berücksichtigung der anderen für diese Altersgruppe empfohlenen Impfungen verabreicht werden. Sie kann auch verabreicht werden, wenn die Mutter stillt."
Teurer Schutz vor Brech-Durchfall
Allerdings seien die Rotaviren-Schluckimpfungen teuer, sagt Mutz. Die Preisverhandlungen laufen seiner Aussage zufolge noch.

Der Kinderarzt beziffert die Kosten für ein US-amerikanisches Präparat mit circa 120 Euro. Früher zugelassen werde allerdings ein europäisches Präparat, für das Mutz im Rahmen einer Pressekonferenz keinen Preisrahmen nannte.

Der Oberste Sanitätsrat habe dem Gesundheitsministerium empfohlen, die Impfung kostenlos anzubieten, so Mutz im Ö1-Mittagsjournal: "Wir wünschen uns, dass das so wie die Sechsfach-Impfung in das Impfkonzept aufgenommen wird und für den Impfling bzw. seine Eltern kostenlos ist. Ob das der Fall sein wird, weiß ich nicht.

Sehr positiv sehe ich, dass im Herbst Wahlen sind - vor Wahlen ist manchmal etwas möglich, das nach Wahlen nicht so leicht möglich ist."
Änderungen im Impfplan: Hepatitis B, Meningokokken
Weitere Änderungen im Impfplan betreffen laut Ingomar Mutz vom Obersten Sanitätsrat (OSR) z.B. die Sechsfach-Impfung für Säuglinge: Hier werden längere Abstände empfohlen.

Bei Hepatitis-B rät der OSR zur Auffrischungs-Impfung bis zum 13. Lebensjahr bzw. vor den ersten sexuellen Kontakten. Und bei der Meningokokken-Impfung werden nur mehr zwei statt drei Dosen empfohlen.
"In der Pipeline": Papillomaviren, Gürtelrose
Drei Millionen Schutzimpfungen werden laut Apothekerkammer pro Jahr in Österreich verabreicht (gespritzt oder geschluckt) - Tendenz steigend, kommen doch stets neue Impfungen hinzu.

Ende des Jahres soll z.B. ein Impfstoff gegen Papillomaviren auf den Markt kommen, hieß es heute bei einer Pressekonferenz der Apothekerkammer. Papillomaviren stecken hinter den meisten Fällen von Gebärmutterhals-Krebs: Die Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen und lassen sich auch durch ein Kondom nicht verhindern.

Der zu erwartende Impfstoff wird laut Hersteller vorerst nur für Frauen bzw. Mädchen zugelassen werden. Mutz kann sich langfristig eine Impfempfehlung für Mädchen UND Buben zwischen neun und 13 Jahren vorstellen.

Außerdem am Markt zu erwarten: eine Impfung gegen Gürtelrose. Der Impfstoff soll 2007 zugelassen werden. In Österreich erkranken pro Jahr 40.000 Menschen daran, die meisten Gürtelrose-Patienten sind über 60 Jahre alt.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 23.3.06
->   Ingomar Mutz, LKH Leoben
->   Oberster Sanitätsrat
 
 
 
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01.01.2010