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Alkohol: Red Bull verschleiert Betrunkenheit  
  Eine frühere Studie hat bereits für Ernüchterung gesorgt: Energy-Drinks wie Red Bull steigern die Leistung nicht. Doch als Mischgetränk mit Alkohol können sie brasilianischen Forschern zufolge richtig "gefährlich" werden: Personen fühlen sich weniger betrunken, als sie es wirklich sind.  
Auch wenn sich die untersuchten "Test-Trinker" des Mischgetränks aus Alkohol und Red Bull im Vergleich zu den Personen, die Alkohol tranken, zwar weniger beeinträchtigt fühlten, so ergaben physische Tests ein ganz anderes Bild.

Im Rahmen der Studie unter Leitung von Maria Lucia O. Souza-Formigoni der University of Sao Paulo verabreichten die Forscher 26 Männern entweder ein "reines" Alkoholgetränk, Red Bull oder eine Kombination aus beidem.
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Der Artikel "Effects of Energy Drink Ingestion on Alcohol Intoxication" ist in der Fachzeitschrift "Alcoholism: Clinical & Experimental Research (ACER)" (April 2006) erschienen.
->   Journal
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Gängige Auffassung: Weniger müde, mehr Spaß
Die Kombination von Alkohol und Energy-Drinks wie etwa Red Bull erfreut sich großer Beliebtheit: "In Brasilien wie auch in anderen Ländern glauben junge Leute, dass Red Bull und andere Energy-Drinks die Müdigkeit verhindern, die Alkohol bewirkt, und sie so die ganze Nacht durchtanzen können", erläutert die brasilianische Forscherin Souza-Formigoni.

In einer vorhergehenden Studie konnte ihr Team bereits die Kluft zwischen subjektiver Wahrnehmung und tatsächlicher physischer Leistungsfähigkeit feststellen.

Empfanden beispielsweise 38 Prozent der Personen, die einen Energy-Drink getrunken hatten, mehr Freude, 30 Prozent gar Euphorie, so bewirkte der Energietrunk keine wirkliche Leistungssteigerung.
->   Energy-Drinks "verleihen keine Flügel" (15.9.04)
Alkohol und Energy-Drinks in Kombination
Die Forscher untersuchten nun erstmals die Effekte, die Alkohol in Kombination mit Energy-Drinks hat. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die betroffenen Personen, die ein Mischgetränk trinken, ihre Fähigkeiten anders wahrnehmen, als sie tatsächlich sind.

Im Vergleich zum Alkoholgetränk reduzierte das Mischgetränk bei den betroffenen Personen die subjektive Wahrnehmung von Kopfschmerzen, Schwäche, trockenem Mund und die Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten.

Doch bei physischen Tests zeigte sich, dass Red Bull keineswegs die alkoholischen Effekte - wie etwa schlechtere motorische Koordinationsfähigkeit und visuelle Reaktionszeit - ausgleicht.

Fazit: Obwohl mit dem Kombinationsgetränk die Müdigkeit reduziert wird, so sind die tatsächlichen Fähigkeiten sehr beeinträchtigt.
Höhere Gefährdung durch falsche Selbsteinschätzung
Souza-Formigoni: "Obwohl das Kombinationsgetränk das Empfinden von Müdigkeit schmälert, kann es den Effekt von Alkohol auf die motorische Koordination nicht mindern. In anderen Worten: Die Person fühlt sich nicht so betrunken, wie sie wirklich ist."

Der zweite wichtige Punkt sei, dass viele Konsumenten berichtet hätten, dass sie Energy-Drinks nutzen, um den nicht so guten Geschmack von alkoholischen Getränken zu reduzieren. Das könne zu größeren Mengen von Alkoholkonsum und schnellerer Trinkgeschwindigkeit führen.

Auch die Fähigkeit, richtige Entscheidungen zu treffen, sei stark geschmälert. "Betrunkene Autofahrer sind nicht nur gefährlich, weil ihre Reaktionszeiten verlangsamt und die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigt sind, sondern auch, weil sie ihre eigene Gefährdung nicht einschätzen können", so Souza-Formigoni.

[science.ORF.at, 29.3.06]
->   Federal University of Sao Paulo
->   Red Bull
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01.01.2010