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Triathlon-Sportler regenerieren schnell  
  Der Triathlon gehört zu den körperlich anspruchsvollsten Disziplinen des Sports. Grazer Mediziner haben untersucht, wie man die Leistung dabei optimieren kann. Wenig erstaunlich: Wer mehr trainiert, ist auch schneller. Dafür war die Regenerationsfähigkeit der Athleten überraschend: Schon nach drei Tagen zeigten sich Kreislauf und autonomes Nervensystem erholt.  
Davon berichten Gerfried Gratze, Falko Skrabal und ihr Team vom Grazer Krankenhaus der Barmherzigen Brüder im "Journal of applied physiology".

Sie haben 25 Männer vor, während und nach dem "Ironman 2003" untersucht. Der Wettkampf besteht aus 3,5 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen, die hintereinander zu absolvieren sind.
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Die Studie "Hemodynamic and autonomic changes induced by Ironman: prediction of competition time by blood pressure variability ist im "Journal of applied physiology" (Bd. 99, S. 1728, doi: 10.1152/japplphysiol.00487.2005) erschienen.
->   Abstract der Studie
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13 Körpereigenschaften unter der Lupe
Wegen der starken Beanspruchung können Triathlon-Athleten Wochen nach einem Wettkampf nicht trainieren, wie Skrabal aus eigener Erfahrung - auch er ist Wettkampfathlet - berichten kann.

Die Forscher untersuchten deshalb 13 hämodynamische und autonome Körperparameter, u.a. Puls, Blutdruck, Hautleitfähigkeit und ausgeworfenes Blutvolumen pro Herzschlag, aber auch andere klinische Daten, wie z.B. die wöchentliche Trainingszeit.

Da bekannt ist, dass Muskeln und Sehnen rund zwei Wochen brauchen, um sich von einer derartigen Extrembelastung zu erholen, gingen die Forscher davon aus, dass auch die Blutflusswerte und das sympathische Nervensystem genauso lange in Mitleidenschaft gezogen sind.
Werte drei Tage nach Wettkampf wieder normal
Zur Überraschung der Forscher zeigte sich aber, dass bereits einen Tag nach dem Wettkampf vier der bedeutendsten Werte wieder das Normalniveau erreicht hatten: darunter Herzfrequenz und Blutdruck. Innerhalb von drei Tagen waren fast alle Werte wieder auf dem Level vor dem Bewerb.

Das einzige, was länger verändert blieb, war der Widerstand der Blutgefäße. Die Gefäße blieben nach der Ausdauerbelastung über Tage weiter geöffnet, was das Herz entlastet.
Unsere Vorfahren waren "ständige Triathleten"
Die überraschend schnelle Regeneration erklären sich die steirischen Forscher anthropologisch. Damit würde Licht auf die "wahren Fähigkeiten des menschlichen Körpers geworfen, die er während der Evolution erworben hat".

In der meisten Zeit dieser rund fünf Millionen Jahre dauernden Entwicklung habe er jeden Tag zehn bis 30 Kilometer auf der Jagd zurückgelegt - und sei somit auf eine wöchentliche "Nettotrainingszeit" von rund 28 Stunden gekommen.

Das sei weniger als selbst Spitzenathleten heute trainieren - und dies zeige den "Perspektivwechsel, der seit Beginn der Industrialisierung eingesetzt hat".
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Triathlon: Wie viel man trainieren muss
Der untersuchte "Austrian Ironman" besteht genau wie sein klassisches Vorbild auf Hawaii aus fünf Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und einem Marathonlauf, wobei die Disziplinen hintereinander zu absolvieren sind.

Ein durchschnittlicher Athlet trainiert vor dem Wettkampf sieben Monate lang 18 bis 24 Stunden - rund elf Kilometer Schwimmen, 370 Kilometer Radfahren und 80 Kilometer Laufen - pro Woche. In Österreich besonders bekannt geworden ist Triathlon 2004 durch den Sieg von Kate Allen im Olympischen Bewerb.
->   Ironman Hawaii
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Leistungsprognose: Training und Blutdruckwert
Die Forscher untersuchten auch, welcher Parameter als zuverlässiges Prognosekriterium für eine gute Endzeit im Triathlon in Frage kommt. Es gab deren nur zwei, wie sie herausfanden: zum einen die Nettotrainingszeit, zum anderen der Blutdruckwert "DBPLFnu" (diastolic blood pressure low frequency variability in normalized units).

Gemessen wird damit das Wechselspiel von Blutkreislauf und sympathischem Nervensystem. "Dabei zeigte sich, dass Siegertypen trotz des Trainings einen niedrigen Sympathikus haben", so Skrabal. Sympathikus ist der Antriebsnerv, Adrenalin das dazugehörende Hormon.
Besseres Training in Aussicht
Das sympathische System wird grundsätzlich bei Stress aktiviert, um den Körper in Leistungsbereitschaft zu setzen.

Die schnellsten Triathlon-Teilnehmer wiesen in Ruhe den niedrigsten Sympathikotonus auf, so dass es möglich war, die Wettkampfzeit im Vorhinein abzuschätzen.

"Meist trainieren Sportler an der Grenze - übertreten sie die, können sie oft keine Leistung erbringen, weil sie, ohne es zu wissen, bereits übertrainieren", so Skrabal. Durch die Studie soll das Training in Zukunft besser gesteuert werden können.

[science.ORF.at, 29.3.06]
->   Barmherzige Brüder Graz
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01.01.2010