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Schulsystem: Differenzierung bringt keinen Vorteil  
  Anhängern der Gesamtschule stärkt eine internationale Vergleichsstudie nun den Rücken: Ein differenziertes Schulsystem wie jenes in Österreich bringt keine besseren Durchschnittsleistungen der Schüler.  
Die Studie stellte der dänische Bildungsforscher Jens Henrik Haahr gestern bei einer Veranstaltung der Arbeiterkammer in Wien vor.

Auch eine zielgerichtetere Pädagogik könne er in geteilten Schulsystemen nicht feststellen, sagt der Wissenschaftler.
Gesamtschule vs. bisherige Teilung
Nach der letzten PISA-Studie ist die spezifisch österreichische Debatte wieder einmal losgebrochen: Die Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen als rettendes Rezept zur gerechteren, aber auch effektiveren Förderung aller Schüler - das will die SPÖ.

Die bisherige Teilung in Hauptschule und Gymnasium, um besser gezielt fördern zu können - das ist das Credo der ÖVP.

Alles wie gehabt, doch immerhin stärkt jetzt eine Studie des Danish Technological Institute die Gesamtschulposition.
Studie: Geteilte Systeme - keinen besseren Durchschnitt
Studienautor Haahr sagt gegenüber Radio Ö1: "Jedenfalls haben wir herausgefunden, dass geteilte Schulsysteme, wie wir sie z.B. in Deutschland, Belgien und Österreich finden, die Variation in den Schülerleistungen - oder mit anderen Worten die Ungleichheit - steigern, jedoch - und das ist hier entscheidend - ohne die durchschnittliche Leistung von Schülerinnen und Schülern anzuheben.

In geteilten Schulsystemen gibt es also relativ mehr Schüler und Schülerinnen, die schlechte PISA-Testergebnisse vorweisen können, wobei es aber auch relativ mehr Schüler und Schülerinnen gibt, die gute, überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt haben. Es ist mit anderen Worten schwer zu erkennen, welche Vorteile das geteilte Schulsystem mit sich bringen soll."
Durchschnitt in Mathe und Lesen nicht besser
Differenzierte Schulsysteme brächten keine besseren durchschnittlichen Schülerleistungen in Lesen, Mathe und Naturwissenschaft zuwege.

Unter den zehn EU-Staaten mit den besten durchschnittlichen Schülerleistungen seien sechs Gesamtschulsysteme und drei Systeme mit geteilten Schulen.

In der anschließenden Diskussion der Bildungssprecher der Parteien beim Symposion der Arbeiterkammer vertraten dennoch alle Seiten wieder ihre traditionellen Positionen.

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaft, 28.3.06
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->   Danish Technological Institute
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01.01.2010