News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 
Lockstoff für Tumorzellen im Knochen entdeckt  
  Forscher vom Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) haben herausgefunden, dass ein körpereigenes Protein namens RANKL offenbar Tumorzellen aus dem Blutstrom anlockt. Diese nisten sich daraufhin in Knochen ein und bilden Metastasen.  
Wie das Team um IMBA-Leiter Josef Penninger berichtet, kann dieser Prozess mit einem molekularen Gegenspieler unterbunden werden - zumindest im Tierversuch.
...
Die Studie "Regulation of cancer cell migration and bone metastasis by RANKL" von D. Holstead Jones ist in "Nature" (Bd. 440, S. 692-6; doi:10.1038/nature04524) erschienen.
->   Nature
...
Schlüsselmolekül bei Knochenabbau
RANK-Ligand - also jenes Protein, das am so genannten RANK-Rezeptor bindet - ist für Biomediziner kein unbekanntes Molekül: Bereits Ende der 90er Jahre fand das Team um Josef Penninger heraus, dass RANKL die Funktion der Knochen-Fress-Zellen (Osteoklasten) kontrolliert und darüber hinaus die Entwicklung des Lymphsystems beeinflusst (Nature, Bd. 397, S. 315).

Auf der Basis dieser Erkenntnisse werden derzeit bereits Wirksamkeitsstudien mit Tausenden Osteoporose-Patienten durchgeführt, bei denen durch eine Blockade von RANKL der Knochenschwund verhindert werden soll.
->   Das RANK/RANKL/OPG-System
Lockstoff für Tumorzellen
Penninger: "Wir konnten jetzt an einem Mausmodell zeigen, dass RANKL noch eine andere Funktion hat. Der Ligand auf den Knochenzellen wirkt wie ein Chemo-Attractant ("Lockstoff", Anm.) auf Tumorzellen, die im Blutstrom schwimmen, sich im Knochen einzunisten und Metastasen ("Tochtergeschwülste", Anm.) zu bilden."

Diese Wirkung von RANKL wiesen die Wiener Forscher nun bei Mäusen mit Melanomen und Brustkrebs nach.
Tödliche Metastasen
Der Hintergrund: Im Rahmen fortgeschrittener Krebserkrankungen kommt es zumeist zu Absiedelung von Zellen aus dem primären Tumor in andere Organe. Dort bilden sie Metastasen. Die meisten Krebspatienten sterben daran, nicht an dem ursprünglichen Tumor.

Karzinome aus Epithelzellen - zum Beispiel Mamma- und Prostatakarzinome - metastasieren besonders häufig in Knochen. Das führt oft zu schweren Schmerzzuständen und Frakturen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind beschränkt.
->   Metastase - Wikipedia
Gegenspieler stoppt Metastasierung
Der Prozess kann allerdings aufgehalten werden. Penninger und Kollegen injizierten Mäusen menschliche Krebszellen und neutralisierten dann RANKL mit dem Gegenspieler Osteoprotegerin.

Letzteres bindet ebenfalls an den RANK-Rezeptor und blockiert damit die Wirkung von RANKL. Der Ergebnis: Die Tiere waren komplett gegen das Auftreten von Knochenmetastasen geschützt.

Diese Erkenntnisse könnten als Basis für die Entwicklung von potenziellen Therapien dienen. Den Brustkrebs selbst könnte man damit nicht besiegen, aber immerhin eventuell die Entstehung von Metastasen verhindern.

[science.ORF.at/APA, 30.3.06]
->   IMBA
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   IMBA: Schlüssel-Gen für Knochenstoffwechsel (9.3.05)
->   Penninger: Regulator für innere Uhr entdeckt (1.9.04)
->   Penninger: Gen für männliche Fruchtbarkeit entdeckt (23.5.03)
->   Stress fördert Bildung von Metastasen (5.8.03)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010