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Consemüller: Elite-Uni muss sich erst bewähren  
  Die geplante Elite-Uni in Maria Gugging dürfe nicht "per Türschild zum Exzellenz-Institut erklärt werden", fordert der Chef des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Knut Consemüller.  
Es müsse sich vielmehr wie die anderen etablierten Unis und Institutionen beim Wissenschaftsfonds FWF bewähren und durchsetzen, meinte Consemüller Donnerstag Abend bei einer vom "Club Research" veranstalteten Diskussion zum Thema "Exzellenz, Elite, Weltklasse: Was treibt Forschung auf die Spitze?"
Forschungs-Durchbrüche nur bedingt prognostizierbar
Eine Antwort auf diese Frage gab der Wissenschaftssoziologe Roger Hollingsworth von der University of Wisconsin (USA). Er verglich wissenschaftliche Durchbrüche mit anderen raren Ereignissen wie Erdbeben oder Flugzeugabstürzen.

Wie bei diesen könne man nicht vorhersagen, wann und wo sie stattfinden. Man könne aber angeben, wo die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten solcher Ereignisse höher sei.
Grenzüberschreitungen sind hilfreich
Als Voraussetzungen für Exzellenz nannte Hollingsworth Vielfalt und Grenzüberschreitung: "Wissenschaftler, die Durchbrüche erzielen, haben meist Grenzen überschritten, seien es Grenzen zwischen Teams, zwischen Fächern oder zwischen Kulturen. Viele der kreativsten Leute sind solche Grenzüberschreiter", so der Soziologe.

Außerdem seien sie in vielerlei Hinsicht "vielfältig" und hätten beispielsweise starken Bezug zu den Künsten. "Wenn Einstein ein physikalisches Problem hatte, griff er zur Violine", sagte Hollingsworth.
"Autonomie und Unabhängigkeit" notwendig
Consemüller sah keinen "Stein der Weisen", wie man Exzellenz organisiert. Wichtig dabei sei, offen für Veränderungen zu sein. Hollingsworth hob die Bedeutung von hoher Autonomie und Unabhängigkeit von Institutionen hervor, die exzellente Leute suchen.

Für Martha Mühlburger, Vizerektorin der Montanuni Leoben, geht es "bei allem Drang dazu, etwas zu organisieren, vor allem um Individuen", und für diese müssen attraktive Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Exzellenz als "Mutation"
Mit Mutationen verglich die Wiener Mikrobiologin Renee Schröder die Organisation von Exzellenz - ein Gedanke der wiederum Hollingsworth gut gefiel:

"Auch ein neues Institut ist wie eine Mutation, wichtig ist es nur, es in eine Umwelt zu stellen, wo es nicht wieder verdrängt wird", sagte der Wissenschaftssoziologe - ganz ohne Anspielung auf die österreichische Elite-Uni-Diskussion.

Der "Club research" ist ein Projekt im Rahmen der vom Forschungsrat initiierten Kampagne "innovatives-österreich.at". Die in ein- bis zweimonatigen Abständen organisierten Veranstaltungen sollen Forschern, Forschungsmanagern und Journalisten eine Diskussionsplattform bieten.

[science.ORF.at/APA, 31.3.06]
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01.01.2010