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Briten folterten 1945 in Deutschland "Kommunisten"  
  Britische Militärangehörige sollen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland systematisch Frauen und Männer gefoltert haben, die als Kommunisten und Sympathisanten der Sowjetunion galten.  
Das berichtete am Montag die liberale Tageszeitung "The Guardian" unter Berufung auf jetzt freigegebene 60 Jahre alte Dokumente des britischen Verteidigungsministeriums.
Schlafentzug, Kälte, Schläge, Hunger
Dazu gehörten etliche Fotos von Folteropfern. Eines der Bilder, das einen ausgehungerten Mann zeigt, veröffentlichte das Blatt als Aufmacher auf Seite 1.

"Die Bilder zeigen Männer, die monatelang Aushungerung, Schlafentzug, Schläge und extreme Kälte in einem von zahlreichen Verhörzentren ertragen mussten, die vom Kriegsministerium in Nachkriegsdeutschland unterhalten wurden", erklärte die Zeitung.

Noch sei es nicht klar, wie lange die Foltermethoden praktiziert worden sind. Auch über das weitere Schicksal der abgebildeten Männer ist nichts bekannt.
->   Fotos und Geschichte im "Guardian"
Mindestens drei Männer getötet
Wie der "Guardian" weiter berichtet, sind mindestens drei Männer durch Hunger oder Schläge getötet worden, andere erlitten schwere Verletzungen oder verloren Zehen auf Grund des Frostes.

Die Verhöre von insgesamt 372 Männern und 44 Frauen fanden zwischen 1945 und 1947 in Bad Nenndorf statt. Ihre grausamen Methoden wurden von Scotland Yard untersucht.
Regierung soll sich entschuldigen
Das damalige Kriegsministerium habe sich durch die Folterverhöre Informationen über russische Militär- und Geheimdienstoperationen erhofft.

Die oppositionelle Liberaldemokratische Partei rief das Verteidigungsministerium in London zu einer offiziellen Entschuldigung für die Folterungen in Deutschland auf.

"Es ist zu spät, um noch irgendjemanden persönlich zur Verantwortung zu ziehen", sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Liberalen, Nick Harvey. "Aber es ist nicht zu spät für das Verteidigungsministerium zuzugeben, was geschehen ist."

[science.ORF.at/dpa, 3.4.06]
 
 
 
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01.01.2010