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Brustkrebs: Gesundheitspolitik sichert Gentests  
  Freude am Wiener AKH: Die Gesundheitspolitik trägt für drei Jahre die Kosten für die genetische Untersuchung von Frauen, die ein erbliches Risiko für Brust- beziehungsweise Eierstockkrebs haben könnten.  
"In Österreich werden jedes Jahr rund 5.000 Frauen von Brustkrebs getroffen. Fünf bis zehn Prozent gehören zu der Gruppe, bei denen das genetisch bedingt ist", sagte der Leiter der Abteilung für Spezifische Gynäkologie, Ernst Kubista am Montag bei einer Pressekonferenz im Wiener AKH.
Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2
Frauen, die das BRCA1-Brustkrebs-Gen tragen, erkranken bis zum 70. Lebensjahr zu 85 Prozent an einem Mammakarzinom, 53 Prozent an dem kaum frühzeitig entdeckbaren Eierstockkrebs.

Das BRCA2-Gen führt zu einem Mammakarzinom-Risiko von gar 84 Prozent und zu einer Gefährdung durch Eierstockkrebs zu 27 Prozent. Deshalb wäre es besonders wichtig, die Trägerinnen in betroffenen Familien zu finden.
Gedrittelte Kosten: Bund, Gemeinde, Sozialversicherung
Bisher wurden die Untersuchungen ausschließlich aus Forschungsgeldern finanziert. Mehrfach drohte bereits das Aus. Jetzt sprang die Gesundheitspolitik ein.

"Wir haben 650.000 Euro zur Verfügung gestellt - zu je einem Drittel vom Ministerium, der Gemeinde Wien und vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger", sagte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP).
Österreichweites Netz der Beratung
Damit können in den kommenden drei Jahren die notwendigen genetischen Blutuntersuchungen für potenziell Betroffene aus ganz Österreich an dem Zentrum in Wien durchgeführt werden.

Die Beratung der Frauen erfolgt über ein österreichweites Netz von 35 Einrichtungen. Gesundheitsstadträtin Renate Brauner (SPÖ): "Wieder einmal ist hier das AKH Vorreiter."
Über 2.000 Frauen bereits untersucht
Teamleiterin Teresa Wagner zeigte sich überglücklich, wenn auch schon jetzt vorsichtig mit Blick auf die Zeit nach drei Jahren: "Ich war schon zeitweise sehr verzweifelt, dass wir das einstellen müssen. Da stecken ja Menschenleben dahinter."

Solche Untersuchungen dürften keine Frage der bei den Betroffenen vorhandenen Geldmitteln sein und seien im Privatbereich nicht durchführbar.

Bis jetzt wurden schon 2.165 Frauen aus 1.335 Familien in Österreich untersucht. Bei 416 Personen wurde eine erbliche Belastung festgestellt, bei 203 Menschen aus Risikofamilien konnte eine Belastung ausgeschlossen werden.
Früherkennung und Operation
Kommt bei der Untersuchung eine erbliche Belastung für Brustkrebs heraus, können die Betroffenen entweder an einem enorm intensivierten Früherkennungsprogramm teilnehmen oder sich zur Brustentfernung mit Rekonstruktion entscheiden.

Das senkt das Risiko um 90 Prozent. 16 Prozent der Frauen mit einer erblichen Belastung entschließen sich zu letzterem.

Bei der erblichen Belastung für Eierstockkrebs ist leider kein Erfolg versprechendes Programm zur Früherkennung verfügbar. Hier entscheiden sich 42 Prozent der Betroffenen für die chirurgische Entfernung der Eierstöcke, was das Risiko für ein Karzinom um 99 Prozent reduziert - und jenes für Brustkrebs um 50 Prozent. Durch den Eingriff wird aber künstlich die Menopause herbeigeführt.
Voraussetzung: Krebs-"Stammbaum"
Voraussetzung für die genetische Untersuchung ist ein "Stammbaum" in dem auf einer Verwandtschaftsseite zumindest zwei Brustkrebsfälle vor dem 50. Lebensjahr oder drei vor dem 60. Lebensjahr, einer vor dem 35. Lebensjahr oder ein Fall von Brustkrebs vor 50 und eine Eierstockkrebs-Erkankung jeglichen Alters auftauchen.

Ebenso kann daran gedacht werden, wenn in der Familie zwei Ovarialkarzinome (egal im welchem Alter) oder ein Brustkrebsfall bei einem Mann und einer bei einer Frau (Alter gleichgültig) festgestellt worden sind.

[science.ORF.at/APA, 3.4.06]
->   Privatstiftung für Brustgesundheit
->   science.ORF.at-Archiv zum Brustkrebs
 
 
 
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01.01.2010