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Halb Fisch, halb Landtier: Neues Fischfossil mit Beinen  
  Die Entwicklung der Tiere vom Wasser zum Land hat mehrere Millionen Jahre gedauert. Das Wissen darüber ist noch lückenhaft, Fossilienfunde aus der Zeit sind rar. Doch ein neues Exemplar - ein großer Flachwasserfisch mit "Land-Merkmalen" - liefert nun wichtige Hinweise.  
Der neue Fossilienfund dokumentiert einen entscheidenden Schritt beim Übergang vom Wasser- zum Landleben.

Die Brustflossen des urtümlichen Tiers namens Tiktaalik roseae besaßen bereits einige Merkmale der Gliedmaßen späterer Landlebewesen, berichten Ted Daeschler der Academy of Science und Neil H. Shubin der University of Chicago.

Auch der Schädel und Teile des Skeletts erinnerten bereits an die Landwirbeltiere, obwohl Tiktaalik vorrangig im Wasser lebte und sein Körper mit Schuppen überzogen war.
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Die zwei Artikel "A Devonian tetrapod-like fish and the evolution of the tetrapod body plan" und "The pectoral fin of Tiktaalik roseae and the origin of the tetrapod limb" sind in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 440, S. 757 und S. 764, 6. April 2006) erschienen.
->   Nature
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Wenige Fossilienfunde aus der Umwandlungszeit
Die Entstehung der Landwirbeltiere ist einer der bedeutendsten Entwicklungsschritte in der Evolution. Sie vollzog sich über mehrere Millionen Jahre und es waren zahlreiche "Umbauten" notwendig, bevor die ersten Wirbeltiere an Land überleben konnten.

Fossilienfunde aus der Zeit dieses Übergangs sind rar, so dass die Wissenschaftler nur eine lückenhafte Vorstellung davon haben, wie genau die Umwandlung erfolgte.
Im hohen Norden Fundgrube entdeckt
Bild: Kalliopi Monoyios / Nature
Nördlich des Polarkreises, im kanadischen Territorium Nunavut fand das Forscherteam um Daeschler und Shubin im Jahr 2004 nun gleich mehrere gut erhaltene Exemplare einer solchen Übergangsform.

Tiktaalik roseae lebte vor rund 383 Millionen Jahren, das Klima war damals subtropisch bis tropisch. Der Körper des Raubtiers war abgeflacht, und sein Schädel erinnert an ein Krokodil, wie das untere Bild zeigt.
Fossil: Brustflosse mit Gelenken und ...
 
Bild: Ted Daeschler / Nature

Die Brustflosse des Tiers enthielt knöcherne Strukturen und Gelenke, die das Biegen und Strecken ermöglichten. Finger oder Zehen, wie sie bei den vorderen Gliedmaßen von Landwirbeltieren bekannt sind, lassen sich allerdings noch nicht ausmachen.

Stattdessen waren die Flossen wie bei den Fischen von mehreren Strahlen umsäumt. Vermutlich konnte das Tier damit aber seinen Körper aufrichten.
... weiterentwickelter Atemapparat
Bild: Kalliopi Monoyios
Auch der Nacken des Räubers war beweglich und der gesamte vordere Körperbereich nach oben biegsam. Die Rippen waren vergrößert, vermutlich um das Körpergewicht außerhalb des Wassers besser tragen zu können.

Auch der Bau des Atem- und des Hörapparats deutet bereits eine Entwicklung hin zu den Landwirbeltieren an. All diese Strukturen ermöglichten es Tiktaalik in flache Gewässer vorzudringen, vielleicht das Wasser sogar kurzzeitig zu verlassen.
Großer Flachwasserfisch
Tiktaalik ist ein Wort aus dem Inuktitut, der traditionellen Sprache in Nunavut, und bezeichnet einen großen Flachwasser-Fisch.

Der Fund habe das Bild vom Übergang der Fische zu den Landwirbeltieren mit einem Schlag deutlich erweitert, schreiben Per Erik Ahlberg von der University of Uppsala und Jennifer Clack von der University of Cambridge in einem "Nature"-Kommentar.

[science.ORF.at/dpa, 6.4.06]
->   Department of Organismal Biology and Anatomy, University of Chicago
->   Academy of Natural Sciences
->   Landwirbeltiere bei Wikipedia
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01.01.2010