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Affen in Gänserndorf: Chance für Forschung?  
  Nach der Pleite des Safariparks Gänserndorf würden Wissenschaftler am liebsten aus dem Affenhaus ein Exzellenzzentrum machen und damit internationale Experten nach Österreich bringen.  
Während das Schicksal der 44 nach der Pleite des Safariparks Gänserndorf heimatlos gewordenen Schimpansen weiter völlig ungeklärt ist, schütteln Wissenschaftler die Köpfe. "Die Affen wären eine einzigartige Chance für die Verhaltensforschung", sagte Ludwig Huber vom Department für Neurobiologie und Verhaltenswissenschaften der Universität Wien gegenüber der APA.

Allerdings stößt man bisher mit dem Anliegen, aus dem Affenhaus ein internationales Exzellenzzentrum zu machen, auf taube Ohren seitens der Politik.
44 Schimpansen: "Glücksgriff" für Forschung
Für die Wissenschaft wären die 44 Schimpansen ein besonderer Glücksgriff. Die Affen in Gänserndorf sind nämlich ehemalige Versuchstiere, die nach Jahren der Isolation wieder in eine Gemeinschaft zusammengeführt wurden.

Die Erforschung dieser Ausgangslage würde, so Huber, nicht nur für die Grundlagenforschung der Schimpansen einzigartig sein, sondern sogar Rückschlüsse auf den Menschen zulassen.
Mit Exzellenzzentrum punkten
Österreich könnte mit einem Exzellenzzentrum, das Berechnungen der Grünen in den kommenden 30 Jahren etwa 20 Millionen Euro kosten würde, weit über die Landesgrenzen hinaus punkten.

Schon jetzt sprechen sich internationale Experten mit der weltweit bekannten englischen Forscherin Jane Goodall an der Spitze dafür aus, die Chance in Gänserndorf zu nützen. In Europa wäre ein solches Zentrum jedenfalls einzigartig, meinte Huber.
Teil der Finanzierung wäre bereits gesichert
Dem Einwand des Masseverwalters Ferdinand Bruckner, dass "das keine normalen Affen sind, die für die Verhaltensforschung nicht geeignet sind", widersprach Huber vehement.

"Der Masseverwalter ist kein Wissenschaftler. Er kann das nicht beurteilen". Sogar ein Teil der Finanzierung wäre bereits gesichert: Der Pharmakonzern Baxter, aus dessen Labors die Tiere stammen, hat sich bereit erklärt, für die Affen eine Art "Leibrente" zur Verfügung zu stellen.
Schützenhilfe von Grünen
Schützenhilfe gibt es von den Grünen: "20 Millionen Euro für 30 Jahre sind ein Klacks", meinte die Tierschutzsprecherin der Partei, Brigid Weinzinger. Zudem könne ein Exzellenzzentrum EU-weit tätig sein und so auch aus den Quellen der Union Gelder lukrieren.

Das Schicksal der Schimpansen wird den Grünen zufolge für das Land Niederösterreich bald akut werden. Nicht nur, dass das Geld von Baxter nur mehr für zwei Jahre reicht, derzeit würden die Affen auch "rechtswidrig" untergebracht sein.

"Schimpansen dürfen nur mit einem Außengehege gehalten werden und das gibt es in dem Affenhaus nicht", argumentierte Weinzinger. Zudem dürfe eine Privatperson wie der Masseverwalter laut Bundestierschutzgesetz gar keine Schimpansen halten. "Die Behörde müsste da eigentlich Einschreiten", meinte die Abgeordnete.

[science.ORF.at/APA, 7.4.06]
->   Department für Neurobiologie und Verhaltenswissenschaften
->   The Jane Goodall Institute
 
 
 
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01.01.2010