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4,2 Millionen Jahre alte Menschen-Vorfahren entdeckt  
  In Äthiopien haben Forscher 4,2 Millionen Jahre alte Überreste von Urmenschen entdeckt, wie sie bisher nur aus Kenia bekannt waren. Dabei dürfte es sich um direkte Vorläufer jener Art handeln, zu der auch die weltberühmte "Lucy" gehört. Der moderne Mensch scheint von beiden abzustammen.  
Wie die Forscher um den US-Paläoanthropologen Tim White von der kalifornischen Berkeley-Universität in "Nature" berichten, brachten sie dabei unter anderem den größten jemals entdeckten Eckzahn eines Australopithecus anamensis zu Tage.

Auch der erste bekannte Oberschenkelknochen des Menschen-Vorfahren wurden bei den Ausgrabungen geborgen.
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Die Studie "Asa Issie, Aramis and the origin of australopithecus" ist in "Nature" (Bd. 440., S. 883, Ausgabe vom 13.4.06) erschienen.
->   Abstract der Studie
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"Wiege der Menschheit"
Fundstellen waren die Orte Aramais und Asa Issie im Awash Tal, rund 203 Kilometer nordöstlich von Addis Abeba, der Hauptstadt von Äthiopien. Hier waren schon in den 70er Jahren die Knochen von "Lucy" geborgen wurden, Ostafrika gilt als "Wiege der Menschheit".

Ein Oberkieferknochen samt Zähnen wurde bereits im November 1994 gefunden, weitere Entdeckungen wurden dann in den vergangenen Jahren gemacht und nun publiziert.
Stammbaum hat eine Lücke weniger
Die Fossilien stammen von den ältesten bekannten Vertretern der Australopithecinen, den so genannten Au. anamensis. Erstmals sei nun bewiesen, dass sie bereits vor mehr als vier Millionen Jahren lebten.

Mit dem Fund sei die Wissenslücke zwischen der älteren Gattung des Ardipithecus und dem Australopithecus geschlossen. Erstere gingen zwar ebenso wie der Australopithecus bereits auf zwei Beinen, waren den Menschenaffen aber weit ähnlicher.
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Lucy - der Star unter den Fossilien
Das bekannteste Fossil aus der Gattung der Australopithecinen ist "Lucy": ein Teilskelett, das 1974 in Äthiopien gefunden wurde und lange Zeit - mit einem Alter von 3,2 Millionen Jahren - als letzter, gemeinsamer Vorfahre mehrerer Abstammungslinien von Hominiden galt. Im Vorjahr errechneten britische Wissenschaftler die Schrittgeschwindigkeit von "Lucy" - sie war mit einem Meter pro Sekunde oder 3,6 km/h unterwegs.
->   Menschenvorfahre "Lucy" ging mit 3,6 km/h (20.7.05)
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"Schneller" Übergang angenommen
 
Bild: 2005 Tim D. White\Brill Atlanta

Gefunden wurden Zähne, Knochen des Oberkiefers, Hand- und Fußknochen, Fragmente der Wirbelsäule, Oberschenkelnochen sowie Teile des Schädels und Unterkiefers.

Aus den Funden schließen die Experten auf einen "relativ schnellen Übergang" zwischen den deutlich primitiveren Menschen-Vorläufern der Art Ardipithecus ramidus, die White 1992 in Asa Issie entdeckt hatte, und den Australopithecus. Beide Vormenschen-Arten waren offenbar vor 4,2 Millionen Jahren kurzfristig Zeitgenossen.

Die ältesten bekannten Vertreter von Ardipithecus ramidus sind 5,8 Millionen Jahre alt. Sie zählen wie die Australopithecus zu den mutmaßlichen Ur-Urahnen des heutigen Menschen (Homo sapiens); einige Wissenschaftler ordnen sie allerdings als bloße Ur-Affen ein.
Hatte gute Zähne
Die Untersuchung der Zähne ist nach Angaben der Forscher besonders aufschlussreich: Der Australopithecus anamensis sei aufgrund größerer Zähne der vergleichsweise überlegene Allesfresser gewesen, der auch in den häufigen Dürrezeiten besser zurecht kam.

[science.ORF.at/APA/AFP, 13.4.06]
->   Human Evolution Research Center, Berkeley (mit Videos der Funde)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Knochenanalyse bestätigt ältesten Menschen-Vorfahren (3.9.04)
->   Vier Millionen Jahre alter Hominiden-Zahn entdeckt (25.8.04)
->   Älteste Überreste des modernen Menschen entdeckt (12.6.03)
 
 
 
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01.01.2010