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Zukunftsforscher Meadows bilanziert  
  In seinem Buch "Die Grenzen des Wachstums" hat der Ökonom Dennis Meadows 1972 - im Fall des anhaltenden Wirtschaftswachstums - düstere Zukunftsszenarien für Mensch und Umwelt skizziert.  
Dennoch würden Politik und Wirtschaft nach wie vor einen Kurs steuern, der sich Wachstum zum obersten Ziel erkoren hat, bemängelte Meadows im Gespräch mit der APA.

Der Wissenschaftler ist auf Einladung von Club of Vienna und Club of Rome für eine Wiener Vorlesung am Freitagabend in der Bundeshauptstadt.
Kein unendliches Wachstum möglich
Die Hauptaussage in Meadows' fast 35 Jahre altem Werk ist, dass Wachstum auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen nicht unendlich weitergehen kann.

Lange als Vision verstanden, treffen die Prognosen des Professors Stück für Stück ein. Ozon- und Klimaproblematik und - topaktuell - die Verknappung des Erdöls sind für Meadows untrügliche Zeichen, dass wir an allen Ecken und Enden an natürliche Grenzen stoßen.
Ignoranz der Politik und Wirtschaft
"Zur Zeit agieren Verantwortliche aus Politik und Wirtschaft immer noch so, als wären die Ölressourcen unbegrenzt, obwohl mittlerweile klar ist, dass der Peak der Erdölförderung erreicht, wenn nicht sogar überschritten ist", so Meadows.

Und eine alternative Quelle, welche den nach wie vor wachsenden Energie-Hunger stillen wird, sei in keiner Weise in Sicht, ist der 64-jährige Ökonom überzeugt.
Energiebedarf drosseln
Eine derart dominierende Energieform wie derzeit die fossilen Träger wird es in absehbarer Zeit auch nicht mehr geben. Vielmehr werde das Heil in der Vielfalt zu suchen sein, es sollten alle sinnvoll erscheinenden Ansätze verfolgt werden, etwa Solarenergie oder Biomasse.

Noch wichtiger sei aber der Ansatz, dass wir in Zukunft mit weniger Energie auskommen werden müssen. Es sei klar, dass sich dafür einige derzeit gültigen Regeln in Politik und Wirtschaft ändern müssen.
Appell an Politiker: Langfristiger Denken
Auch wenn der Professor noch keine konkrete Idee für eine neue Wirtschaftsordnung anbieten kann, so ist für ihn doch klar, dass derzeit ein Hauptübel darin zu suchen ist, dass Entscheidungsträger in extrem kurzen Zeiträumen denken und denken müssen.

Für einen Manager ist die Prosperität der kommenden Jahre ausschlaggebend, ein Politiker denkt bis zu den nächsten Wahlen. Die Mahnungen eines Wissenschaftlers, der Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte zu überblicken versucht, müssen dabei untergehen.
Dritte Auflage an Buch in Bearbeitung
Meadows arbeitet derzeit an einer dritten Auflage seines Buches "Die Grenzen des Wachstums". Darin beschreibt er, dass der ganze Planet etwa seit Anfang bis Mitte der achtziger Jahre über seine Verhältnisse lebt.

"Sechs Milliarden Menschen sind bei einer gerechten Aufteilung mit nachhaltigen Mitteln nicht mehr zu ernähren", so Meadows. Das System wird aufrechterhalten, indem einerseits ein Teil der Menschheit von den Segnungen ausgeschlossen ist und indem nach wie vor nicht nachhaltige Energie hinein gepumpt wird.

Die beunruhigende Prognose: Nach den gleichen Grundregeln weitergeführt, wird das System in absehbarer Zeit zusammenbrechen.

[science.ORF.at/APA, 5.5.06]
->   Club of Vienna - Meadows
->   "Die Grenzen des Wachstums" bei Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010