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Diskussion über möglichen Ärztemangel  
  Droht Österreich ein Ärztemangel? Diese Frage wird derzeit politisch heftig diskutiert. Die Opposition ortet jedenfalls einen solchen, im Gesundheitsministerium betrachtet man den Bedarf an Ärzten als gedeckt.  
SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal kritisiert, dass es einen Mangel von mindestens 1.000 Ärztinnen und Ärzten an den Spitälern gebe. Demgegenüber meint Gesundheitsministerin Rauch-Kallat, es seien ausreichend Mediziner vorhanden.
Lücke durch Pensionierungen
Pro Jahr bräuchte es 50 Anfänger-Plätze mehr an den drei Medizinuniversitäten in Wien, Graz und Innsbruck, sagt SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal.

Bis zum Jahr 2015 müssten es mindestens 2.300 Anfänger-Plätze sein, um den Bedarf an Medizinerinnen und Medizinern zu decken, der durch Pensionierungen entsteht, rechnet Broukal vor. In zehn, fünfzehn Jahren würden doppelt so viele Ärzte in Pension gehen, wie es Absolventen gibt.
"Großer weiterer Bedarf"
Broukal: "Wir brauchten etwa 1.000 Medizinabsolventinnen und -absolventen pro Jahr, wenn wir auch nur das gegenwärtige medizinische System fortschreiben wollen. In Wahrheit haben wir aber großen weiteren Bedarf, wenn es endlich soweit kommen soll, dass auch Spitalsärztinnen und -ärzte ihre 40- oder 45-Stundenwoche bekommen. Da arbeiten Leute bis zu hundert Stunden in der Woche. Das finde ich wenig beruhigend für so einen verantwortungsvollen Beruf."
Dementi der Ministerin
Statt der benötigten 1.000 seien es derzeit nur 800 Absolventen pro Jahr, sagt Broukal - das sei zu wenig. Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallath entgegnet, es gebe schlicht keinen Ärztemangel.

Bei so unterschiedlichen Einschätzungen könnte eine objektive Bedarfserhebung nützen. Eine solche Studie hat das Bundesinstitut für Gesundheitswesen bereits vorgelegt.

Sie wird aber nicht veröffentlicht, da sie noch vor der Einführung der 75-Prozent -Quote für österreichische Studierende an den Medizinunis erstellt wurde und sich dadurch die Gesamtsituation geändert habe, so Rauch-Kallat.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft, 2.8.06
 
 
 
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01.01.2010