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Studie: "Hobbits" sind keine eigene Menschenart  
  Vor über zwei Jahren wurden in Indonesien rätselhafte Menschenschädel gefunden: Einige Wissenschaftler halten sie für eine bisher unbekannte Art Zwergenmenschen und tauften sie liebevoll "Hobbits". Für andere sind sie keine eigenständige Menschenart, sondern Menschen mit deformiertem Schädel und Körper. Eine aktuelle Studie, die das Migrationsverhalten von Elefanten untersuchte, gibt nun Letzteren Recht.  
Eine internationale Forschergruppe um Robert Eckhart von der Staatlichen Universität Pennsylvania schreibt in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS), dass die körperlichen Merkmale des Hominiden von der indonesischen Insel Flores noch innerhalb der Bandbreite eines modernen Menschen (Homo sapiens) liegen.
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Die Studie "Pygmoid Australomelanesian Homo sapiens skeletal remains from Liang Bua, Flores: Population affinities and pathological abnormalities" erscheint wzsichen 22. und 25. August 2006 in den "PNAS" (doi: 10.1073/pnas.0605563103) erschienen.
->   Die Studie (sobald online)
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Ursprünglich eigene Art angenommen
Das "Hobbit" getaufte Fossil war vor zwei Jahren in der Liang-Bua-Höhle auf Flores entdeckt worden. Auf Grund seines Fundorts erhielt er die lateinische Bezeichnung Homo floresiensis.

Wegen seines ungewöhnlich kleinen Schädels und des besonderen Körperbaus hatten Forscher ihn als eigenständige Hominidenart eingeschätzt, die sich isoliert auf der Pazifikinsel entwickeln konnte.

Jener Theorie nach hatten sich Vorfahren des modernen Menschen (Homo erectus) vor etwa 840.000 Jahren auf Flores niedergelassen und sich dort zu der eigenen Art entwickelt.
Kamen mit Elefanten auch die Menschen?
Jetzt korrigierte ein Forscherteam aus Indonesien, Australien und den USA die damalige Theorie unter Bezug auf geographische und anthropologische Daten.

Demnach waren vor dem "Hobbit" wenigstens zwei Mal Elefantenherden auf die Insel Flores gekommen. Diese Tatsache mache es unwahrscheinlich, dass im Gefolge der Tiere nicht auch Hominiden von benachbarten Inseln auf Flores eintrafen.
Insel zu klein für Jäger und Sammler
Zudem war die Insel nicht groß genug, um damaligen Jägern und Sammlern ein Dasein zu bieten. Damit sei die Evolution einer eigenen isolierten Hominidenart ausgeschlossen, folgern die Forscher.

Da das Skelett von Liang Bua der einzige eines angeblichen "Hobbits" von der Insel Flores war, ordnen sie es vielmehr einem deformierten Menschen mit krankhaft kleinem Schädel (Mikrozephalie) zu.
Asymmetrischer Schädel zeigt Wachstumsstörung
 
Bild: PNAS

Für die These einer Wachstumsstörung spricht laut den Forschern u.a. die Schädelasymmetrie des "Hobbits": Im Bild zu sehen ist das Original (links), der Schädel mit einer Spiegelung der rechten Hälfte (Mitte) und der Schädel von links gespiegelt (rechts) - die Unterschiede zwischen den beiden Spiegelungen und dem Original zeigen deutlich die Wachstumsabnormalitäten, schreiben die Forscher.

[science.ORF.at/APA, 22.8.06]
->   Robert Eckhart, Universität Pennsylvania
Die Entwicklung des "Hobbit-Streits" in science.ORF.at:
->   "Werkzeug-Beweis": Nächste Runde im Hobbit-Streit (1.6.06)
->   Weiter Streit um Hirn des Flores-Menschen (19.5.06)
->   Zwergmensch war trotz Minihirn intelligent (3.3.05)
->   Unbekannte Zwergmenschenart in Indonesien entdeckt (28.10.04)
 
 
 
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01.01.2010