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Rekord im Tierreich: Ameise beißt mit 230 km/h  
  Eine südamerikanische Ameisenart verwendet ihre Kiefer zur blitzschnellen Flucht: Sie beißt mit einem Tempo von bis zu 230 Kilometer pro Stunde in den Boden, um sich mehrere Zentimeter in die Luft zu katapultieren.  
Das ist die schnellste Bewegung eines einzelnen Körperteils, die je im Tierreich gemessen wurde. Mit Hilfe einer hoch auflösenden Videokamera ist es Sheila N. Patek und ihrem Team gelungen, die schnelle Bewegung der Ameise festzuhalten und zu analysieren.

Davon berichten sie in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS).
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Die Studie "Multifunctionality and mechanical origins: Ballistic jaw propulsion in trap-ants" von Sheila N.Patek et al. ist in "PNAS" (Bd.103, S.12787-12792, 22.August 2006) erschienen.
->   Studie
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Ballistische Analyse
Um das Tempo der Kieferbewegungen zu messen, verwendeten die Wissenschaftler eine spezielle Kamera, die 50.000 Aufnahmen in der Sekunde macht. Diese Technik wird auch eingesetzt, um die Flugbahnen von Gewehrkugeln zu analysieren.

Dabei konnten sie feststellen, dass die Geschwindigkeit weitaus höher ist als angenommen, nämlich bis zu 64 Meter pro Sekunde.

Das ist einzigartig im Tierreich. Als Rekordhalter galt bisher eine Garnelenart, die ihre Vorderbeine mit bis zu 23 Metern pro Sekunde bewegen kann, um die harte Schale ihrer Beute zu knacken.
Ein Kiefer für viele Zwecke
Normalerweise dienen derartig extreme Bewegungen einem einzigen Zweck. Odontomachus bauri allerdings nutzt ihre Kiefer als multifunktionelles Werkzeug. Einerseits verjagt sie damit Eindringlinge oder schnappt nach Beute. Die hohe Geschwindigkeit ermöglicht es der Ameise, ihre relativ kleinen Kiefer auch als "Antrieb" zur Fortbewegung zu verwenden.

Indem sie ihre Kiefer in Richtung Boden zuschnappen lässt, kann sie sich bis zu sechs Zentimeter hoch und bis zu 40 Zentimeter weit katapultieren. So verhilft ihr ein einziger Körperteil bei drohender Gefahr zu einer schnellen Flucht, aber auch zum Jagen von Beute. Außerdem können sie mit einem Verteidigungsbiss ihre Gegner in die Luft schleudern.
Hohe Geschwindigkeit - bessere Überlebenschancen
Der Schnappmechanismus funktioniert ähnlich einer Mausefalle: Die Ameise öffnet ihre Kiefer durch eine langsame Muskelkontraktion und hält sie durch einen Sperre offen. Durch eine Berührung der Kieferseiten, löst sich die Sperre und die Zangen schnappen zu.

Viele Ameisen verwendet ihre Kiefer zum Jagen. Odontomachus bauri ist allerdings die einzige bekannte Art, die ihren Beißapparat auch für Fluchtsprünge einsetzt.

Laut den Forschern hat sich genau dafür diese enorme Geschwindigkeit entwickelt. Sie erhöht deutlich die Überlebenschancen der Ameise, da sie so Feinden blitzschnell entkommen kann.

[science.ORF.at, 22.8.06]
Zwei Ameisen-Videos zum Download findet man hier:
->   University of Illinois at Urbana-Champaign
->   Odontomachus (Wikipedia)
->   Archiv zum Thema Ameise in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010