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Wale und Kühe besitzen "Sprachtalent"  
  Bienen "summen", Vögel "zwitschern", Hunde "bellen" - jedes Tier produziert artspezifische Laute. Dass die Variationen innerhalb der Arten größer sind als angenommen, zeigen gleich zwei neue Untersuchungen aus der Welt der Tierstimmen: Wale können artfremdes "Sprechen" imitieren und englische Kühe "muhen" offensichtlich in regionalen Dialekten.  
Ein britisch-kanadisches Forscherteam hat beobachtet, dass ein einsamer Killerwal das Bellen eines kalifornischen Seelöwen erlernt hat.

Wale haben anders als die meisten Säugetiere die stimmliche Möglichkeit, ihnen nicht verwandte Lebewesen zu imitieren. Davon berichtet die Gruppe um Andrew Foote von der Universität Durham im Fachmagazin "Biology Letters".
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Die Studie "Killer whales are capable of vocal learning" von Andrew Foote et al. ist in einer Online-Vorabveröffentlichung der "Biology Letters"(August 2006, DOI:10.1098/rsbl.2006.0525) erschienen.
->   Studie (sobald online)
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Killerwal bellt wie ein Seehund
Manche Säugetiere besitzen zwar ein bestimmtes Stimmrepertoire, das sie je nach Situation verwenden - die Fähigkeit, völlig neue Lautäußerung zu erlernen, ist allerdings sehr selten. Diese Eigenschaft ist bisher vor allem bei Vögeln bekannt gewesen.

In der Studie hatten die Wissenschaftler das Verhalten von zwei jungen Killerwalen Orcinus orca untersucht, die schon früh von ihrer Walgruppe getrennt wurden. Dabei stellten sie fest, dass die Wale die Laute artfremder Tiere nachahmen. Eines der Tiere imitierte das Unter-Wasser-Bellen eines Seelöwen.
Fremdlaute durch Trennung von Artgenossen
In der Untersuchung sei erstmals ein derartiges Bellen bei Killerwalen nachgewiesen worden, schreiben die Forscher. Das Geräusch sei kürzer und betone stärker die unteren Frequenzen als die Töne, die üblicherweise den Meeressäugern zugeschrieben werden.

Unter normalen Umständen würden junge Säugetiere in der Regel nur die Laute ihrer Artgenossen lernen, betonen Foote und sein Team. Da das Tier aber in engem Kontakt mit Seelöwen lebt, hat es vermutlich die Fremdlaute nur aus Mangel an artenspezifischen Vorbildern gelernt.
Kühe "muhen" Dialekt
Dass auch Kühe ein größeres Lautspektrum verwenden als bislang vermutet, berichteten britische Linguisten gegenüber der "BBC". Demnach haben Kühe scheinbar wie Menschen regionale Dialekte.

Die Forscher beschlossen, das Phänomen zu untersuchen, nachdem Bauern sie darauf aufmerksam gemacht hatten, dass ihre Kühe unterschiedlich muhen - je nach dem zu welcher Herde sie gehören. Die Phonetiker konnten bestätigen, dass es tatsächliche regionalen Varianten gibt.

Laut John Wells, Professor für Phonetik an der University of London, kennt man derartige regionale Akzente bereits von Vögeln. Ein und dieselbe Vogelart klingt unterschiedlich je nach Region, aus welcher sie stammt. Ähnliches kennt man auch von Walen und Affen.
Lautbild geprägt durch das Umfeld
Es scheint diese Variationsbreite auch bei Kühen zu geben. Eine Erklärung für die Entwicklung unterschiedlicher Dialekte ist die Prägung durch das Umfeld. Das heißt, die Tiere lernen ihr Lautrepertoire vom direkten Umfeld und ihren engsten Verwandten.

Dies sei ähnlich wie beim Menschen: Wenn wir sprechen lernen übernehmen wir automatisch den Akzent unserer Eltern und unseres Umfelds.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.8.06]
->   BBC Science/Nature
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01.01.2010