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NR-Wahl: Forschungskonzepte der Parteien  
  Beim Thema Forschung starten ÖVP und SPÖ ähnlich in den Wahlkampf. Beide Parteien wollen bis 2010 Tausende neue Arbeitsplätze im Bereich Forschung und Entwicklung schaffen.  
Dabei soll ein Hauptaugenmerk auf Frauen gelegt werden. Auch das BZÖ fordert eine Erhöhung des Forscher-Anteils in Österreich.

Die Grünen wollen mehr Risikokapital, die FPÖ mehrjährige Budgets und Planungssicherheit für die außeruniversitäre Forschung, wie aus einer APA-Umfrage über die Vorhaben der Parteien in der nächsten Legislaturperiode im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche hervorgeht.
ÖVP will 15.000 zusätzliche Arbeitsplätze
"Wir wollen 15.000 zusätzliche Arbeitsplätze für Forscherinnen und Forscher", sagte ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek. Denn es bedürfe zusätzlicher Humanressourcen angesichts weiterer Sondermittel, die zur Erreichung einer Forschungsquote von drei Prozent bis 2010 notwendig sind.

"Hier müssen wir noch zulegen", meint sie, auch wenn noch nie eine Regierung so viel für Forschung ausgegeben habe wie die derzeitige, was zu Verbesserungen Österreichs in diversen Rankings geführt habe.

Um die Zahl der Forscher zu erhöhen, will Brinek die Rate jener steigern, die nichttraditionelle sowie technisch-naturwissenschaftliche Studien absolvieren, speziell bei Frauen. Dazu müsse auch die Studienberatung an Schulen und Unis verbessert werden.
SPÖ: 10.000 Plätze und "dauerhaftes Fundament"
"10.000 neue F&E-Arbeitsplätze" nennt SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal als Ziel seiner Partei und leitet daraus die Forderung nach "mehr Geld, mehr Chancen für Junge und mehr Frauen" ab.

Die für das Drei-Prozent-Ziel notwendige Steigerung des F&E-Budgets will die SPÖ durch eine massive Erhöhung des Uni- und FWF-Budgets erreichen.

Statt kurzfristiger Sondermittel will Broukal ein "dauerhaftes Fundament" in Form mehrjähriger Forschungsbudgets. Weil Nachwuchsforscher "wenig bis gar keine Perspektive vorfinden" würden, sollten Unis und außeruniversitäre Einrichtungen langfristige Anstellungen für alle anbieten, die sich in Forschung und Lehre bewähren.

Und der Frauenanteil müsse drastisch erhöht werden. "Schönheitsfehler" ortet die SPÖ bei der Reform der Forschungsförderung und fordert die Rückkehr zur autonomen Wahl des FWF-Präsidenten und Gewerkschafter im FFG-Aufsichtsrat.
BZÖ setzt auf bessere Vernetzung
BZÖ-Wissenschaftssprecherin Magda Bleckmann setzt auf eine bessere Vernetzung der regionalen Forschungsförderung: "Wir können es uns nicht leisten, in zwei Bundesländern an den gleichen Inhalten zu forschen."

Neben der geplanten Elite-Uni ISTA in Maria Gugging (NÖ) sollten auch Exzellenz-Cluster an den Unis eingerichtet werden. Außerdem sollte es steuerliche Anreize für Investitionen in Forschung etwa aus Stiftungen geben, eine Forderung, die auch Brinek erhebt.
Grüne: "Mehr Risikokapital"
Die Grünen fordern "wesentlich mehr Risikokapital" für die Forschung, um nicht nur auf jenen Gebieten zu forschen, wo vielversprechende Ergebnisse zu erwarten seien.

Für eine bessere Verknüpfung von Grundlagen- und angewandter Forschung sollte nach Ansicht des Grünen Wissenschaftssprechers Kurt Grünewald ein österreichisches Pendant zur deutschen Fraunhofer-Gesellschaft geschaffen werden.

Er will zudem eine stärkere Einbeziehung des Parlaments in die Forschungspolitik und bessere Zusammenarbeit der parlamentarischen Wissenschafts-, Wirtschafts- und Industrie-Ausschüsse.

Die Grünen verlangen weiters eine Garantie für die Unabhängigkeit des Wissenschaftsfonds FWF und eine "Entpolitisierung" der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, wo Grünewald "Begehrlichkeiten der Politik" nach Aufsichtsräten beobachtet hat.
FPÖ fordert mehrjährige Budgets
FPÖ-Wissenschaftssprecher Martin Graf will so wie an den Unis Leistungsvereinbarungen zwischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und dem Bund und damit einhergehend mehrjährige Budgets.

Die Administration in der Forschungsförderung sollte beschleunigt werden, weil es teilweise zu lange dauere, bis Fördergelder ausgezahlt würden, so Graf.

Forschungsaktivitäten von Bund und Bundesländern sollten besser abgestimmt werden. Sorge bereitet Graf, dass Industrie und Wirtschaft zunehmend dort forschen, wo es Förderungen gebe und die Eigenforschung abnehme.
Alle wollen weniger als drei Ministerien
Einig sind sich die Parteien, dass es in der nächsten Regierung zu einer Bereinigung der derzeit auf drei Ministerien (Bildungs-, Infrastruktur- und Wirtschaftsministerium) verteilten Forschungsagenden kommen müsse.

ÖVP und Grüne fordern eine Konzentration auf zwei Ressorts, die SPÖ kann sich auch eines vorstellen. Bleckmann und Graf wollen eine Bündelung von Grundlagen- und angewandter Forschung in einem Ressort.

[science.ORF.at/APA, 23.8.06]
->   Alpbacher Technologiegespräche 2006
 
 
 
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01.01.2010