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"Ig-Nobelpreis": Gute Chancen für Österreich  
  Seit Jahren hofft Österreich, wieder einmal einen Nobelpreis zu erhalten. In diesem Jahr könnte es so weit sein - zumindest beim alternativen "Ig-Nobelpreis", der am 5. Oktober verliehen wird.  
Der "Ig-Nobelpreis" ist eine Ehrung, die jährlich in den USA von dem Magazin "Annals of Improbable Research" (Annalen der unwahrscheinlichen Forschung, Anm.) der Harvard-Universität verliehen wird.

Das heuer ein gutes Jahr für Österreich werden könnte, war aus zuverlässiger Quelle zu erfahren. Die APA bat deshalb Marc Abrahams, Herausgeber der "Annals of Improbable Research" im Rahmen der Alpbacher Technologiegespräch vor das Mikrofon.
Wissenschaft ist so lustig wie alles andere
"Ig" ist ein "Nonsenswort", sagte Abrahams. Zusammen gelesen könnte es aber auch für "ignobel" stehen, was nichts anderes heißt als "unwürdig" oder "schmachvoll". Für den Preis werden jährlich Forschungsarbeiten in zehn Kategorien von einem rund 100 Personen umfassenden Komitee aus mehr als 5.000 Vorschlägen aus der ganzen Welt ausgewählt.

Beispiele für "ignoble" Forschung sind etwa: Wie verhält es sich mit der Aerodynamik von Kartoffelchips? Wie groß ist der Einfluss von Erdnussbutter auf die Erdrotation? Oder: Mit welchem Druck stoßen Pinguine ihren Kot aus?

Abrahams glaubt nicht, dass man mit der Auszeichnung die Wissenschaft als ganzes lächerlich macht. "Wissenschaft ist so lustig wie alles andere."

Mit dem "Ig-Nobelpreis" und dem Magazin verfolge er vielmehr ein Ziel: "Wir wollen die Leute zuerst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen, das ist es. Was sie denken, das ist ihre Sache."
Die Forschung lebt von verrückten Ideen
Befragt, ob die Arbeiten, die den Preis erhalten, Humbug seien, meinte Abrahams: "Es ist irrelevant, ob die Forschungsarbeit gut oder schlecht ist, ob sie wichtig ist oder trivial, ob sie wertvoll oder wertlos ist." Es gebe nur ein Kriterium, "dass der Preisträger etwas getan hat, worüber die Leute lachen können und worüber sie nachdenken können".

Wissenschaftler würden immer etwas probieren, das nahe am Unmöglichen liege: Sie wollten etwas herausfinden, was bisher noch niemand herausfinden konnte. Sie wissen jeden Tag, wenn sie zur Arbeit gehen, dass sie es heute wahrscheinlich wieder nicht schaffen werden. Da hilft es, einen Sinn für Humor zu haben und mit Ideen zu kommen, die verrückt klingen, aber sich als wahr herausstellen könnten.
Der Preis ist mittlerweile begehrt
Die meisten Preisträger dürften tatsächlich Humor haben. Sobald die Gewinner ausgewählt wurden, treten die Organisatoren still und heimlich mit ihnen in Kontakt und geben ihnen die Gelegenheit, Nein zu sagen, sollte der Preis ihnen vielleicht Problem bereiten. "Aber nur sehr wenige lehnen es ab", so Abrahams.

Am Anfang hätten viele noch nicht so genau gewusst, wie sie damit umgehen sollen. Aber im Laufe der Jahre seien immer mehr von dem Preis begeistert, wenn sie ihn erhalten, und manche würden sogar hart daran arbeiten, ihn zu bekommen. "Nervend ist, dass in den vergangenen Jahren sogar viele Unternehmen und Universitäten Lobbying betreiben, damit ihre Leute den IG-Nobelpreis bekommen", sagte Abrahams.

Abrahams glaubt auch nicht, dass mit seinem Magazin und der Auszeichnung Anstrengungen konterkariert werden könnten, die ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen wollen, dass Forschung wichtig ist und es sinnvoll ist, Steuergelder in diesen Bereich zu stecken.

Er hofft, dass der "Ig-Nobelpreises" als Nebeneffekt auch die Neugierde der Leute weckt, was in der Wissenschaft passiert. "Außerdem sollten manche Sachen ohnedies gestoppt werden, die mit Steuergeldern finanziert werden - aber das ist dann der Job der Medien."

[science.ORF.at/APA, 25.8.06]
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01.01.2010