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Österreicher: Neun Prozent extrem übergewichtig  
  Die Österreicher werden immer dicker: 9,1 Prozent leiden in gesundheitsschädigendem Ausmaß an extremem Übergewicht oder "Adipositas", sagt der "Erste österreichische Adipositasbericht".  
Extremes Übergewicht gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfall oder Diabetes. Krankhafte Fettleibigkeit erhöht auch das Risiko von Dickdarm-, Prostata-, Nieren-, Gallenblasen- und Brustkrebs.

Der am Dienstag von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern präsentierte Bericht wurde vom Gesundheitsministerium und dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger unterstützt.
9,1 Prozent haben BMI jenseits der 30
9,1 Prozent der Österreicher sind laut Bericht adipös - das heißt, sie haben einen "Body-Mass-Index" von über 30. Der Wert ergibt sich aus Körpergröße und Gewicht.

Ein 170 Zentimeter großer Mensch gilt ungefähr ab 87 Kilogramm als adipös. Zum Vergleich: Zwischen 73 und 86 Kilogramm gelten bei 170 Zentimeter Körpergröße als "übergewichtig". Unter diese Definition fallen laut Bericht bereits 37 Prozent der Österreicher.
Das am "schnellsten wachsende Gesundheitsrisiko"
Eine 14-Jährige mit 117 Kilogramm oder ein 17-Jähriger mit 182 hat mehr als "ein paar Kilo zuviel", sondern ein gewichtiges Gesundheitsrisiko: Adipositas verkürzt die Lebenserwartung, warnen die Mediziner und Ernährungswissenschafter, die den "Ersten österreichischen Adipositasbericht" verfasst haben.

Sie sprechen von Adipositas als dem am "schnellsten wachsenden Gesundheitsrisiko" - eine Pandemie chronischer Folgekrankheiten stehe bevor, sagt die Projektmanagerin Anita Rieder vom Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien.
Schwerwiegende Folgen
Laut Bericht liegt der Anteil der Fettsucht allein an der Krebsentstehung hierzulande bei 3,7 Prozent bei Männern bzw. 6 Prozent bei Frauen.

Bei österreichischen Männern werden 10,5 Prozent aller Dickdarm-, 4,2 Prozent aller Prostata-, 23,9 Prozent aller Nieren- und 2,6 Prozent aller Gallenblasenkrebsfälle auf bestehendes Übergewicht zurückgeführt.

Bei den Frauen begünstigt Übergewicht bei 7,4 Prozent die Entstehung von Brustkrebs, bei 9,5 Prozent Darmkrebs und 35,1 Prozent Nierenkrebs.
"Risikogruppen": Burgenländer, Pflichtschulabsolventen, Ältere
Theres Rathmanner, Studienautorin vom Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien meint gegenüber dem ORF-Radio: "Die östlichen Bundesländer wie Burgenland und Niederösterreich sind einmal mehr Risikoregionen." Es gibt ein erkennbares Ost-West-Gefälle.

Auch sozioökonomisch schwächere Personengruppen stellen eine Risikopopulation dar. Über alle Datenquellen hinweg zeigt sich, dass Personen mit niedrigerer Schulbildung und mit einem niedrigeren Haushaltseinkommen häufiger von Übergewicht und Adipositas betroffen sind als beispielsweise Akademiker oder Maturanten.

Bei Frauen ist vor allem die Gruppe der 65- bis 74-Jährigen betroffen, bei den Männern die 55 bis 64-Jährigen.
Das dicke Ende kommt erst?!
Eine internationale Prognose geht davon aus, dass im Jahr 2040 bereits 50 Prozent der Erwachsenen adipös, also krankhaft fettleibig sein werden, so Theres Rathmanner.

Die Projektleiterin des "Ersten österreichischen Adipositasberichts¿, Ingrid Kiefer vom Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien, bezeichnet das derzeitige Betreuungsangebot als "suboptimal¿ und betont auf Radio Österreich 1 die notwendige Prävention:

¿Nachdem Betreuung und Therapie der Adipositas sehr, sehr schwierig, die Prognosen sehr schlecht und die Langzeiterfolge auch bei guter Betreuung nur mäßig sind sowie die Therapie mit Dauer und Ausprägung der Adipositas immer schwieriger wird, müssen wir sehr früh mit der Prävention ansetzen.¿
Kostenfaktor Übergewicht
Übrigens fallen die übermäßigen Kilos auch finanziell ins Gewicht: laut "Adipositasbericht¿ pro Jahr mit hochgerechnet 227 Millionen bis 1,1 Milliarden Euro für die Behandlung der Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Gelenksleiden.

Babara Daser, Ö1-Wissenschaft, 29.08.06
->   Institut für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien
->   Alle Beiträge zum Stichwort Übergewicht in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010