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Österreichische Forschung: Zahl der Zitate nimmt zu  
  Nach Erhebungen des US-Informationskonzerns Thomson werden Österreichs Forscher pro Veröffentlichung häufiger als früher zitiert. Das bedeutet im internationalen Vergleich Rang 24.  
Der Beobachtungszeitraum der Untersuchung umfasste die Jahre 1995 bis 2005. Vor drei Jahren lag die österreichische Forschung noch auf Platz 27 in der Kategorie "Zitate pro Veröffentlichung".

Ob man aus diesem Umstand einen grundsätzlich positiven Trend für die österreichische Forschung ablesen kann, ist jedoch fraglich. Zitate sind zwar ein wesentlicher Bestandteil einer wissenschaftlichen Arbeit, weil sie auf andere Veröffentlichungen zum jeweiligen Thema verweisen.

Die Zahl der auf einen bestimmten Artikel entfallenden Zitate ist allerdings ein äußerst umstrittenes Maß für die Bedeutung einer Forschungsarbeit.
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Auf der Website "in-cites" des US-Konzerns Thomson werden laufend Daten über Veröffentlichung in wichtigen wissenschaftlichen Fachzeitschriften gesammelt, verglichen und veröffentlicht. Dazu wird etwa die absolute Zahl an Veröffentlichungen und deren Zitate, etwa pro Land und Wissenschaftsdisziplin angeführt.
->   in-cites: 10-Year Country Rankings - Austria
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USA mit den meisten Veröffentlichungen
Im Beobachtungszeitraum 1995 bis 2005 verzeichnet "in-cite" etwa für österreichische Forscher insgesamt 79.397 Veröffentlichungen in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften. 772.596 Mal wurden diese Artikel von anderen zitiert.

Die absoluten Zahlen an wissenschaftlichen Veröffentlichungen sind in großen Ländern mit vielen Forschern verständlicherweise am höchsten. Dementsprechend sind bei Rankings die USA meist mit großem Abstand an der Spitze.

So gab es in den Vereinigten Staaten im selben Zeitraum stolze 2.803.625 Veröffentlichungen, gefolgt von Großbritannien mit 633.123 Arbeiten. Nach dieser Reihung findet sich Österreich auf Platz 25.
Zitate pro Arbeit: Kleinstaaten führen
Eine mögliche Messgröße für die Qualität der Forscher in einem Land ergibt sich aus der Berechnung "Zitate pro Arbeit", da sie von der absoluten Zahl an Wissenschaftlern unabhängig ist. Nach diesem Ranking führen auch nicht die USA oder Großbritannien, sondern eher kleine Staaten.

Platz eins nimmt dabei Bermuda mit 18,27 Zitaten pro Arbeit ein, gefolgt von Guinea Bissau mit 17,99 Zitaten und der Schweiz mit 13,58 Zitaten pro Veröffentlichung. Die USA finden sich mit 12,92 Zitaten auf Platz sechs.

Bermuda und Guinea Bissau sind dabei quantitativ Wissenschaftszwerge, so gab es im Beobachtungszeitraum 1995 bis 2005 210 bzw. 157 Veröffentlichungen. Österreich kommt bei diesem Vergleich mit 9,73 Zitaten pro Veröffentlichung auf Platz 24, 1992 bis 2002 waren es 7,64 Zitate (Platz 27).
Innerösterreichische Wertung
Innerhalb der österreichischen Wertung führt nach der absoluten Zahl der Veröffentlichungen die klinische Medizin mit 23.927 Publikationen von 1995 bis 2005. 247.078 Mal wurden die Arbeiten zitiert, was eine Quote von 10,33 ergibt. Auf Platz zwei findet sich die Physik mit 8.977 und Biologie/Biochemie mit 4.895 Veröffentlichungen.

Gewertet nach der Zahl der Zitate pro Publikation führt der Bereich Molekularbiologie und Genetik mit 29,61 Zitaten pro Arbeit, gefolgt von Immunologie mit 16,88 und Neurowissenschaft mit 16,44.
Skeptik seitens des FWF
Die Beurteilung von Wissenschaft und Wissenschaftlern ist ein heikles und viel diskutiertes Thema. Bei Berufungen etwa von Professoren wird häufig die Zahl der Veröffentlichungen herangezogen.

Eine Alternative ist laut Experten des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) der so genannte Hirsch-Index. Dabei wird nicht nur die Anzahl der Publikationen sondern auch deren Resonanz in der Fachwelt gewertet. Einzelne, viel zitierte Beiträge haben dabei weniger Gewicht, die kontinuierliche Arbeit eines Forschers zählt mehr.

Die in "in-cites" veröffentlichte Reihung wird von den FWF-Fachleuten skeptisch gesehen. Vor allem für kleine Länder ist die Sache nicht stichhältig. So reicht etwa im Falle von Bermuda und Guinea Bissau ein einzelner Spitzenwissenschafter oder einer einzigen guten Einrichtung um den Faktor "Zitate pro Arbeit" entscheidend zu beeinflussen.

[science.ORF.at/APA, 30.8.06]
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Detail am Rande: Der überwiegende Teil der meistzitierten naturwissenschaftlichen Arbeiten der letzten Jahrzehnte widmete sich neuen oder verbesserten Labormethoden. Überraschende Entdeckungen und innovative Theorien finden sich beim langjährigen Zitate-Ranking meist im abgeschlagenen Feld.
->   The most highly cited works in Web of Science
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->   Hirsch-Index - Wikipedia
->   in-cites
 
 
 
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01.01.2010