News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Doping-Sündern mit neuem Gerät auf der Spur  
  Deutsche Wissenschaftler haben ein neuartiges Gerät zum Nachweis von Blutdoping entwickelt. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) finanziert das Forschungsprojekt mit 280.000 Euro.  
Nach dem Blutdoping-Skandal und dem Ausschluss von Jan Ullrich sowie zahlreichen weiteren Radprofis bei der Tour de France hat das Team T-Mobile bereits angekündigt, seine Fahrer künftig von den Bayreuther Sportwissenschaftlern testen lassen zu wollen.
Ergebnis in 15 Minuten
"Durch den Spirometer können wir innerhalb von 15 Minuten feststellen, ob ein Sportler gedopt ist oder nicht", erklärt Nicole Prommer, Assistentin am Bayreuther Institut für Sportwissenschaft.

Sie hat das Gerät zusammen mit Walter Schmidt, Sportmediziner und Professor an der Bayreuther Universität, entwickelt. Das Problem an Blutdoping sei, dass es sich bisher nur schwer nachweisen lasse.
Gerät misst Hämoglobinmenge im Blut
Die Grundidee des Tests ist einfach: "Dem Sportler wird am Ohr ein Tropfen Blut entnommen, anschließend setzt er sich an ein Atemgerät, über das er zwei Minuten eine kleinere Menge Kohlenmonoxid einatmet. Dieses bindet sich an das Hämoglobin, die so genannten roten Blutkörperchen. Zum Schluss bekommt der Sportler nochmals einen Blut-Tropfen abgenommen", schildert Prommer den Test.

Aus der Differenz des ersten und zweiten Blutwertes können die Sportwissenschaftler nun die exakte Hämoglobinmenge im Blut berechnen. Denn genau diese ist beim Doping entscheidend.
Für Sportler erhöhte Blutmenge das Ziel
Sportler versuchen ständig ihre Blutmenge zu erhöhen, um mehr Sauerstoff zu den Muskeln zu transportieren. Der Körper wird dadurch leistungsfähiger, gerade im Ausdauersport ein entscheidendes Kriterium.

Mit Mitteln wie Erythropoietin, kurz EPO, oder der Entnahme des eigenen Blutes, aus welchem rote Blutkörperchen herausgefiltert und in konzentrierter Form an den Körper zurückgegeben werden, können Sportler höhere Leistungssteigerungen erreichen, als durch bloßes Training.
"Spirometer" für jede Art von Blutdoping einsetzbar
Schwierig an Dopingtests war bisher immer, dass Sportler nicht auf die Veränderung des Hämoglobinwertes hin getestet worden seien, sondern auf Dopingprodukte.

Eine zeitaufwändige und teure Methode. "Mit dem Spirometer lässt sich nun jede Art von Blutdoping nachweisen", erzählt Prommer.
"Blutpass" in Planung
Wichtig ist für die Tests, dass ein sauberer Ausgangswert zum Blutvergleich vorliegt. "Deshalb wäre es für die Zukunft wünschenswert, wenn sich Sportler schon ab dem Jugendalter kontrollieren ließen. Von uns bekämen die Sportler dann einen Blutpass ausgehändigt, in dem alle Werte aufgelistet sind."

"Den Pass könnten sie bei Wettkämpfen vorzeigen und damit klarmachen, dass sie mit fairen Mitteln antreten", erklärt Prommer die Idee des Blutpasses, der derzeit noch in Planung sei.
Sauberer Ausgangswert als Vergleichswert
Aber auch ohne den sauberen Ausgangswert aus dem Jugendalter können die Bayreuther Blutdopingfahnder schon heute erfahrene Sportler testen.

Nur müsse zuvor durch einen anderen Test ein Referenzwert bestimmt werden, der dem Ausgangswert entspreche.
Interesse von Verbandsseite angemeldet
Das Radsportteam T-Mobile hat bereits angekündigt, seine Radfahrer regelmäßig bei Prommer und Schmidt testen zu lassen. Derzeit werde aber noch beraten, wie die Zusammenarbeit im Einzelnen aussehen soll und welche Strafen gedopten Fahrern drohen könnten.

"Auch der Deutsche Ski-Verband hat Interesse an unserem Testverfahren gezeigt", bestätigt Prommer. Sie hoffe, dass bald viele Verbände ihre Sportler den Tests unterziehen und so Blutdoping maßgeblich eingeschränkt werde.

Ira Kugel, dpa, 5.9.06
->   Nicole Prommer, Institut für Sportwissenschaft, Uni Bayreuth
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Experte: Sport-Solidarität hilft gegen Doping (25.8.06)
->   Doping-Kontrolle: Neuen Urin-Marker entwickelt (8.3.06)
->   Soziologen: Gegen Doping gibt es kein Mittel (24.3.06)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010