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Geklärt: Wie Protein-Diäten den Appetit zügeln  
  Ein britisch-australisches Forscherteam konnte in Versuchen mit Mäusen zeigen, dass eine eiweißreiche Ernährung die Produktion eines Anti-Appetit-Hormons fördert: Viel "PYY" sorgt dafür, dass Kilos purzeln.  
Käse, Fisch und Fleisch könnten demnach eine neue Hochkonjunktur erleben: Das Peptid "YY" (PYY) wird verstärkt nach der Einnahme von proteinreichen Speisen freigesetzt und signalisiert dem Gehirn das Gefühl von Sättigung.

Die Wissenschaftler um Rachel L. Batterham sehen in ihren Ergebnissen neue Möglichkeiten zur Bekämpfung der Fettsucht. Um genauere Ernährungstipps abzuleiten, brauche es allerdings noch weitere Untersuchungen.
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Der Artikel "Critical role for peptide YY in protein-mediated satiation and body-weight regulation" ist in der Fachzeitschrift "Cell Metabolism" (Bd. 4, S. 223; September 2006) erschienen.
->   Abstract
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Wirkung von "PYY" bisher umstritten
Batterham gehörte bereits dem Forschungsteam an, das im Jahr 2002 auf die appetithemmende Wirkungsweise von dem Darmhormon hinwies. Die Ergebnisse wurden allerdings in Folge von einigen Wissenschaftlern in Frage gestellt, weitere Versuche konnten keine gedämpfte Futteraufnahme bei Nagetieren im Zusammenhang mit "PYY3-36" feststellen.

Ebenfalls noch unklar ist bisher, warum eigentlich Protein-Diäten wirken: Dass eine Aufnahme von eiweißreicher Nahrung hilft, das Gewicht zu halten bzw. zu reduzieren, sei allerdings beobachtet worden, schreiben die Forscher.

So setzt beispielsweise auch die umstrittene "Atkins-Diät" - neben Fett - auf Proteine als die wichtigsten Energieträger im Essen.
->   Atkins-Diät - Wikipedia
"PYY" bestimmte Fressverhalten bei Mäusen
Batterham gehen nun davon aus, dass eine Protein-Diät die Freisetzung des appetithemmenden Hormons "PYY" begünstigt.

Den Versuchsmäusen fehlten die genetischen Anlagen, "PYY" zu produzieren. Diese Mäuse aßen mehr als "normale" Mäuse und wurden fetter - trotz Einnahme von Protein reichem Essen.

Bei Zufuhr von PYY normalisierte sich allerdings das Fressverhalten der Mäuse, und sie verloren an Gewicht.
Langzeitstudien fehlen
Erste Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Leichte Veränderungen des Essverhaltens, wie etwa zwei bis drei Prozent mehr Eiweißzufuhr und eine geringe Reduzierung bei der Kohlenhydrat-Zufuhr, könnten bereits den Unterschied ausmachen.

"Wir haben bewiesen: Fehlt einem 'PYY', dann wird man fett, und wenn man es wieder zuführt, dann verliert man wieder Gewicht", sagt die britische Forscherin Batterham gegenüber der BBC.

Untersuchungen beim Menschen sollen nun folgen. Bisher sei noch unklar, wie sich eine entsprechende Ernährungsumstellung langfristig auswirke: Gesundheitsrisiken könnten sich etwa hinter hohen Cholesterin-Werten und Nierenschäden verbergen.

[science.ORF.at, 6.9.06]
->   Diabetes and Endocrinology, Department of Medicine, University College London
->   BBC News
->   PYY 3-36 - Wikipedia
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Anti-Appetit-Hormon: Streit um Wirkung entbrannt (8.7.04)
->   Natürliches Hormon reduziert Appetit um ein Drittel (7.8.02)
 
 
 
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01.01.2010