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Erste Erhebung über Analphabetismus geplant  
  Rund 300.000 Österreicher gelten als funktionale Analphabeten: Anlässlich des Weltalphabetisierungstags am 8. September ist nun die erste genaue Erhebung des Phänomens in Österreich geplant.  
Wie die Österreichische UNESCO-Kommission (ÖUK) am Donnerstag mitteilte, bereitet die ÖUK gemeinsam mit dem Bildungsministerium die Teilnahme an der nächsten OECD-Studie PIACC (Programm for the International Assessment of Adult Competencies) vor, einer Art PISA-Studie für Erwachsenenbildung.
Streit um Zahlen
Im vergangenen Jahr ist es zu einem Streit zwischen der Österreichischen UNESCO-Kommission und dem Bildungsministerium über die Zahl der Analphabeten gekommen.

Die ÖUK hat von mehr als 300.000 funktionalen Analphabeten und einer noch deutlich höheren Dunkelziffer gesprochen, und die Erstellung einer Studie über die genaue Zahl bzw. über die Ursachen dafür gefordert.

Das Ministerium hatte diese "unbewiesenen Zahlen" kritisiert und betont, sich nicht unter Druck setzen lassen, zur Alphabetisierung dienende Mittel künftig für eine Studie auszugeben.
Nun sollen genaue Daten erhoben werden
Mit der Teilnahme an PIACC nun soll genaues Datenmaterial über die Zahl der Personen in Österreich erhoben werden, die nicht lesen können, und damit die "Grundlage für eine verstärkte und effiziente Bekämpfung des Analphabetismus" geschaffen werden, heißt es seitens der ÖUK.

Die von der OECD für kommendes Jahr geplante Studie soll die notwendigen Basiskompetenzen wie Rechenfähigkeit oder Textverständnis testen, die ein Erwachsener in einem industrialisierten Land beherrschen sollte, sagte ÖUK-Generalsekretärin Gabriele Eschig.

Dies würde auch Aussagen über den sekundären Analphabetismus erlauben. Ziel sei eine nachhaltige, gezielte und koordinierte Bekämpfung des Analphabetismus.
Lesen: Voraussetzung für Gesellschaft und Beruf
Die Österreichische UNESCO-Kommission begrüßt die bisher gesetzten Initiativen, wie Programme zur Steigerung der Lesekompetenz und Leselust oder Lesescreenings, die den Analphabetismus bereits an der Wurzel bekämpfen würden.

Gleichzeitig appelliert sie, weiterhin die Maßnahmen zur Bekämpfung des Analphabetismus bei Erwachsenen zu verstärken. Denn "Lesen können ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches berufliches und gesellschaftliches Leben", heißt es seitens der ÖUK.
Ein Fünftel weltweit kann nicht lesen
Weltweit lässt sich laut UNESCO seit 2000 ein leichter Rückgang der Analphabetismusrate feststellen. Die Erreichung der "Millenium Development Ziele" - eine Halbierung der Analphabetenzahl weltweit bis 2015 - sei aber noch immer in weiter Ferne.

771 Millionen Erwachsene, ein Fünftel der erwachsenen Weltbevölkerung, könnten nicht lesen und schreiben. Zwei Drittel davon seien Frauen.

100 Millionen Kinder würden ohne Schulbildung aufwachsen. Nach Ansicht der UNESCO schenken Regierungen und Entwicklungshilfe der Alphabetisierung unzureichende Aufmerksamkeit. So werde weltweit nur ein Prozent der nationalen Bildungsbudgets für die Alphabetisierung von Erwachsenen verwendet.

[science.ORF.at/APA, 7.9.06]
->   Weltalphabetisierungstag der UNESCO
->   Österreichische UNESCO-Kommission
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Mehr als 300.000 Analphabeten in Österreich (7.9.05)
->   Werner Lenz: Analphabeten im Wohlstandsland (7.7.04)
 
 
 
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01.01.2010