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Neues Behandlungskonzept für Trauma-Patienten  
  Eine neue Methode zur Behandlung von Trauma-Patienten haben Göttinger Forscher entwickelt. Kombiniert werden dabei die traumabearbeitende Psychotherapiemethode EMDR, Biofeedback und Verhaltenstherapie.  
Eine Studie mit 16 Patienten habe gezeigt, dass die Göttinger Therapie wirksamer sei als etablierte Verfahren, teilte die Universität Göttingen mit.

Nach durchschnittlich 16 Sitzungen sei es den Patienten deutlich besser gegangen, schreibt der Wissenschaftler Stefan Jacobs
Das Erlebte verarbeiten
Viele Opfer von Gewaltverbrechen oder Überlebende von Katastrophen leiden unter Angstzuständen, Albträumen und Depressionen - einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTB).

Die Betroffenen können das Erlebte nicht richtig verarbeiten, die Ereignisse laufen immer wieder wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab, massive körperliche und psychische Beeinträchtigungen sind die Folge.
Speicherung im "Gefühlsgedächtnis"
Entscheidend ist der Mitteilung zufolge, wie das Erlebte in das Gedächtnis eingespeichert wird. Die Störung entsteht demnach, wenn die Ereignisse in das so genannte implizite Gedächtnis gespeichert werden, das die emotionale Qualität einer Erinnerung bestimmt.

Die Einspeicherung in dieses "Gefühlsgedächtnis" führt dazu, dass die mit dem traumatischen Erlebnis verbundenen Emotionen wie intensive Angstzustände durch bestimmte Reize immer wieder ausgelöst werden können.
Emotionelle Erinnerung löschen
Das Behandlungskonzept der Göttinger Psychologen soll nun helfen, das Erlebte neu zu verarbeiten und gleichzeitig die emotionale Erinnerung zu nehmen. Dazu erhalten die Betroffenen über einen Lehrfilm zunächst gezielte Informationen über ihre Krankheit.

Dann berichten sie ausführlich über ihre traumatischen Erlebnisse, schreibt die Universität. Zusammen mit ihrem Therapeuten sollen die daran gekoppelten negativen Gedanken und Gefühle herausgearbeitet und dafür positive Gedanken formuliert werden.
Innere Anspannung sichtbar
Zudem kommt die bereits häufig angewendete, in den USA entwickelte EMDR-Methode zum Einsatz. EMDR steht dabei für "Eye Movement Desensitization and Reprocessing".

Bei dieser Therapieform stimuliert der Therapeut das Gehirn des Patienten mit bestimmten Augenbewegungen, die dann Prozesse der Trauma-Verarbeitung auslösen.

Außerdem wird Biofeedback eingesetzt, wobei als Anzeichen für die innere Anspannung der Patienten der Hautleitwert gemessen wird, wie die Universität berichtet. Das mache die Belastung auch für die Patienten sichtbar.

[science.ORF.at/APA/AP, 8.9.06]
->   Institut für Psychologie, Universität Göttingen
->   EMDR (Wikipedia)
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01.01.2010