News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
9/11: Flugeinschränkungen verzögerten Grippewelle  
  Der Ausbruch der jährlichen Grippewelle hat sich durch die Flugeinschränkungen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA um fast zwei Wochen verschoben, berichten US-Forscher.  
John S. Brownstein und sein Team von der amerikanischen Harvard University sehen damit einmal mehr bestätigt, dass der Flugverkehr auch für die Ausbreitung einer Pandemie ein entscheidender Faktor ist.
...
Der Artikel "Empirical Evidence for the Effect of Airline Travel on Inter-Regional Influenza Spread in the United States" von John S. Brownstein et al. ist als Online-Vorabveröffentlichung auf der Homepage der Zeitschrift "PLoS Medicine" (September 2006, doi: 10.1371/journal.pmed.0030401) erschienen.
->   Artikel
...
Flugzeug-Transport von Grippeviren
Die Wissenschaftler sehen die Verzögerung als Beweis dafür, dass Flugreisen bei der jährlichen Ausbreitung der Grippe in den USA eine bedeutende Rolle spielen.

Nach dem 11. September 2001 waren Flüge zum Teil gestrichen worden. Außerdem stiegen viele Reisende aus Furcht und wegen der massiven Sicherheitskontrollen auf andere Transportmittel um.
Verschiebung des Grippe-Höhepunkts
Brownstein und sein Team hatten die jährliche Zahl von Grippeerkrankungen und Lungenentzündungen zwischen 1996 und 2005 mit dem Passagieraufkommen im selben Zeitraum verglichen.

Dabei entdeckten sie, dass die Grippewelle jeweils etwa zwei Wochen nach dem Ausbruch ihren Höhepunkt erreichte - nämlich im Schnitt um den 17. Februar.

Im Frühjahr 2002 kam es dazu aber 13 Tage später, das heißt, erst am 2. März. Grund dafür seien die Flugbeschränkungen im September 2001 gewesen, so die Forscher.

Untermauert wird diese These laut den Wissenschaftlern dadurch, dass es in Frankreich nach dem 11. September keine Flugbeschränkungen gab und sich im folgenden Jahr auch der Höhepunkt der Grippewelle nicht verschob.
Computermodell simuliert Verbreitung
Wissenschaftler haben immer wieder darauf hingewiesen, dass der internationale Flugverkehr auch entscheidend zur Ausbreitung einer Influenza-Pandemie beitragen könnte.

Fachleute des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen haben für die Verbreitung von Grippe-Viren ein Computermodell erstellt und 95 Prozent des internationalen Flugnetzes und von 500 Flughäfen miteinbezogen.
Grippe-Ausbreitung um Faktor sechs langsamer
Die Computer-Simulation zeigt, dass sich die Influenza vor allem über die am dichtesten vernetzten Airports - London, Frankfurt, Amsterdam, Paris und New York - weiter verbreitet werden würde.

Würde man sie blockieren, könnte demnach die Schnelligkeit der Ausbreitung einer solchen Seuche um den Faktor sechs gebremst werden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 12.9.06]
->   Harvard MIT-Division of Health Sciences and Technology
->   Max-Planck Institut, Göttingen
->   WHO-Homepage zur Influenza-Pandemie
Mehr zum Thema Influenza-Pandemie in science.ORF.at:
->   Influenza-Pandemie: Nur rasche Maßnahmen helfen (27.4.06)
->   Vogelgrippe: Nationale Pandemie-Pläne im Vergleich (20.4.06)
->   Influenza-Pandemie: Möglicherweise nicht H5N1 (19.1.06)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010