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"Global Text Project ": Lehrbücher für alle  
  Ein neues, dem Online-Lexikon Wikipedia ähnliches Projekt hat das Ziel, kostenlose Universitätslehrbücher zu erstellen und im Internet verfügbar zu machen. Profitieren sollen davon vor allem Studenten in Entwicklungsländern.  
1.000 Bücher will Rick Watson, Initiator des "Global Text Project" und Professor an der Georgia University, für jeden kostenlos im Internet publizieren.
Von Universitäten für Universitäten
Geschrieben werden sollen die Bücher großteils von Wissenschaftlern und Studenten des jeweiligen Fachgebiets. Das Geld dafür soll von verschiedenen Unternehmen kommen.

Themengebiete von Biologie über Informatik und Wirtschaft bis hin zur Geschichte sollen abgedeckt werden. Gedacht sind die Bücher in erster Linie für Studenten in den ersten Jahren des Studiums.

Derzeit gibt es 100 Teilnehmer aus 20 Ländern, etwa aus den USA und Kanada, vor allem aber auch aus Entwicklungsländern wie Südafrika, Kolumbien, Ägypten, Malaysia oder Uganda.
Unerschwinglicher Luxus
Kein Wunder, sind doch herkömmliche Lehrbücher für Studenten in Entwicklungsländern kaum erschwinglich. Obwohl viele Verleger ihre Preise für Bücher in den Ländern der Dritten Welt halbieren würden, seien viele Bücher immer noch viel zu teuer, so Watson.

Ein in den USA um 108 Dollar verkauftes Lehrbuch koste zum Beispiel in Uganda noch immer 51 Dollar, erklärt der Wissenschaftler. Bei einem Durchschnittseinkommen von 250 Dollar pro Kopf und Jahr sei das ein Fünftel dessen, was ein Bewohner Ugandas jährlich zur Verfügung habe.
Gemeinschafts-Gedanke
Funktionieren soll das "Global Text Project " mit Hilfe einer so genannten Wiki-Software, auf der auch das Online-Lexikon "Wikipedia" basiert.

Das Grundprinzip dabei ist, dass jeder, der einen Internet-Zugang hat, an einem Text mitschreiben und auch jederzeit Änderungen vornehmen kann. Die Wissenschaftler und Studenten sollen so schnell und unkompliziert ihr Wissen zu einem Buch bündeln.

Mehrere ähnliche Initiativen, die ebenfalls frei zugängliche Bücher im Internet anbieten, arbeiten bereits nach diesem Prinzip. So ist die Internetseite "Wikibooks", ein Projekt der Macher von "Wikipedia", bereits seit 2003 aktiv.
Chefredakteur kontrolliert...
Watson will sich mit dem "Global Text Project" allerdings von ähnlichen Angeboten unterscheiden: Anders als bei "Wikibooks" soll es für jedes Kapitel eines Buchs einen Chefredakteur geben, der Änderungen von Usern überwacht und darauf achtet, dass der Text lesbar bleibt und die Fakten richtig sind.

Dies soll Fehler vermeiden helfen, die bei verteilter Autorenschaft entstehen können.
... andere schreiben
"Wir wollen aber dennoch die Spontanität, die es jedem ermöglicht, eine Korrektur zu machen, beibehalten", so Watson. "Auf eine Änderung wollen wir durch eine andere Farbe des Textes hinweisen, sodass der Leser weiß, dass die Korrektur vom Chefredakteur noch nicht begutachtet worden ist."

Um den Zugang auch für Studenten ohne Internetverbindung sicherzustellen, sollen die Bücher im PDF-Format herunter geladen, lokal gespeichert und gedruckt werden können.
Erster Prototyp
Eine erste Version eines Lehrbuchs, wie es ab nächstem Jahr auf der Homepage des Projekts zur Verfügung stehen soll, gibt es bereits.

Es behandelt die Programmiersprache XML und wurde von Watson und seinen Studenten selbst geschrieben, als dieser kein passendes Buch für die Lehrveranstaltung fand.

Derzeit ist das Buch noch im Angebot der Internetseite "Wikibooks". Wenn die Infrastruktur samt Internetauftritt von "Global Text Project" fertig ist, kann das Buch dort herunter geladen werden.

[science.ORF.at, 19.9.06]
->   Global Text Project
->   Rick Watson, University of Georgia
->   Wikibooks
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Wikipedia: Unveränderbare Version geplant (19.12.05)
->   Zeitschrift "Nature" bricht Lanze für Wikipedia (15.12.05)
 
 
 
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01.01.2010