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Vincent Dole machte die Opiatsucht zur Krankheit  
  Der Mann, der die Opiatsucht vom Kriminaldelikt zur behandelbaren Erkrankung machte: Vor einigen Wochen starb der Entdecker der Drogensubstitutionsbehandlung Vincent Dole.  
Todestag war der 1. August 2006. Dole starb im Alter von 93 Jahren in New York. Die britische Fachzeitschrift "The Lancet" widmete ihm vor kurzem einen langen Nachruf.
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Der Nachruf wurde von Ivan Oransky verfasst und erschien in der Fachzeitschrift "The Lancet" (Bd. 368, Nr. 9540, S. 984, 16. September 2006).
->   Abstract (nach kostenloser Anmeldung)
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Appetit-Kontrolle im Visier
"Ich war an sich an dem System interessiert, das die Kontrolle von Appetit beim Menschen darstellt", beschrieb der 1913 in Chicago geborene Wissenschaftler den Ausgangspunkt zu seinen Arbeiten.

1956 las er das Buch der US-Psychiaterin Marie Nyswander, seine spätere Frau, mit dem Titel: "Der Drogenabhängige als Patient".

Dole: "Damals hatte das US-Drogenbüro diesen 'Themenbereich' eisern im Griff und alle Ärzte für 30 Jahre davon getrieben. Man glaubte, man könne das Drogenproblem einfach auslöschen - und würde das nicht gelingen, wären eben die Strafen noch immer zu gering."
Methadon als Behandlungsmittel
Das war und ist der falsche Ansatz: Sucht ist eine Krankheit. Marie Nyswander lernte eine Substanz kennen, die das Tor zur Behandelbarkeit der Opiatabhängigkeit öffnete: Methadon.

Nach ersten Versuchen wurde die Behandlung von Süchtigen von Dole, seiner Frau und ihrer Kollegin Jeanne Kreek 1964 ausgeweitet.

Letztere erzählte: "Wir interviewten hunderte Drogenabhängige in den Straßen, in Spitälern und in Behandlungszentren. Es geschah etwas ganz bemerkenswertes. Die (mit Methadon therapierten, Anm.) Süchtigen hörten auf, an Heroin zu denken. Nach den ersten sechs Monaten wussten wir bereits, wir hatten eine Behandlung."

Diese dämpfte die Entzugserscheinungen und machte die Therapierten frei von Drogenkriminalität.
Sucht ist eine Krankheit
Jeanne Kreek: "Am wichtigsten war wohl, dass wir drei das Konzept schufen, dass Sucht eine Krankheit ist. Eine Krankheit des Gehirns, die bestimmte Verhaltensweisen auslöst - eben nicht einfach ein kriminelles Verhalten."

Insgesamt befinden in Österreich derzeit rund 7.000 Opiatabhängige in Substitutionsbehandlung. Die Zahl steigt seit Beginn der Möglichkeit ständig - wenn auch nur noch leicht - an.

Doch: Mit der Substitutionstherapie werden derzeit nur 25 bis 30 Prozent der Opiatabhängigen versorgt. Fachleute haben immer wieder eine Ausweitung dieser Behandlungsmöglichkeiten gefordert.

[science.ORF.at/APA, 22.9.06]
->   Vincent Dole - Wikipedia
->   Alle Beiträge zum Stichwort "Opiat" in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010