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Fernsehen der Zukunft: Zuschauer als "Regisseure"  
  Auch das Fernsehen entdeckt die Interaktivität für sich: Zukünftig sollen Zuschauer über einen Rückkanal direkten Einfluss auf ein gerade laufendes Programm nehmen können.  
Als Erstes soll das bei der Live-Übertragung von Großereignissen wie Sportveranstaltungen möglich sein. Die Grundlagen dafür werden derzeit im EU-Forschungsprojekt "LIVE staging of media events" erarbeitet.
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"LIVE"
Filmmaterial für das Forschungsprojekt, das im Jänner 2006 startete und Mitte 2009 endet, wurde aktuell bei der Rad-WM in Salzburg (19.-14.9.06) aufgenommen. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking soll das digitale interaktive Fernsehen erstmals 500 ausgewählten Österreichern testweise zur Verfügung stehen. Unter den insgesamt neun europäischen Projektpartnern sind der ORF und die Salzburger Landesforschungsgesellschaft Salzburg Research. Das Budget für das LIVE-Projekt beträgt zwölf Millionen Euro, die Hälfte trägt die EU.
->   Projekt-Website
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Eigene Unzufriedenheit über Arbeit des Regisseurs
Ein Fernsehzuschauer bleibt oft deshalb nicht lang bei ein- und demselben Sender, weil er dort nicht das Erhoffte zu sehen bekommt - auch wenn das gewünschte Programm läuft.

Ein Beispiel: die Live-Übertragung der Rad WM. Statt Aufnahmen von der Strecke zu sehen möchte er vielleicht mehr über die Favoriten wissen - oder mehr über die begleitenden Society Events.

Bisher konnte er nicht beeinflussen, was der Regisseur auswählt. Ab 2010 soll das aber möglich sein, nämlich über einen Rückkanal mit einem einfachen Knopfdruck.
Eigene Auswahl treffen
Aus bis zu acht verschiedenen, gleichzeitig verfügbaren Kanälen soll der Zuschauer zukünftig auswählen können.

Der Regisseur reagiert dann bei seinen Entscheidungen, was groß auf den Bildschirm kommt, unmittelbar auf das Zuschauer-Feedback.

Die Idee dazu haben der auch für den ORF tätige Kameramann und Filmproduzent Philipp Krebs und die Medienforscherin Carmen Mc Williams von der Kunsthochschule für Medien in Köln entwickelt.
Acht Kanäle im Angebot
Mc Williams erläutert die Zukunftspläne gegenüber dem ORF: "Der Regisseur soll das Ereignis so inszenieren, dass der Zuschauer durch diese acht Ströme durchnavigieren kann.

Mich interessiert beispielsweise ein Athlet und ich möchte mehr über ihn erfahren: So kann ich dann mit meiner Fernbedienung durch diese Ströme navigieren und bekomme zum Beispiel aus dem Archiv neues Material über diesen Athleten - oder ein Live-Interview, das gerade stattfindet."

Vorbild sei in gewisser Weise die Berichterstattung bei Katastrophen, sagt Mc Williams. Dort gäbe es viele verschiedene Perspektiven, allerdings fehle dort noch der Rückkanal.
Fokus auf Sportveranstaltungen
Im EU Forschungsprojekt "LIVE" ist das interaktive Fernsehen speziell für Sportgroßveranstaltungen geplant, da hier umfangreiches Material zur Verfügung steht - Live-Material und Archivbilder.

"Man kann das aktuell im Falle von großen Katastrophen sehen, zum Bespiel bei den Terroristenangriffen in London oder beim World Trade Center. Auf einmal wurde unheimlich viel gesendet, viel Material. Das gleiche stellen wir uns auch bei anderen Events vor", so Mc Williams.
Neuer Video-Dirigent
Eine Schlüsselfunktion beim interaktiven Fernsehen wird der neu zu schaffende Video-Dirigent einnehmen - bei ihm laufen alle Fäden zusammen.

Damit er aus dem Material auswählen und auf Zuschauer reagieren kann, muss eine Software dafür entwickelt werden. Daran arbeitet der Informatiker Georg Güntner von Salzburg Research.

"Die Technologie soll dem Video-Dirigenten schon brauchbare Vorschläge machen, was er als nächstes senden kann, welche Art von Umsteigemöglichkeiten er anbieten kann. Einem Computer muss ich irgendwie eine Art Beschreibung geben, auf Grund derer er sagen kann: Aha, ich habe einen Beitrag, der mir zum Beispiel frühere Erfolge des Athleten mit der Startnummer 17 anzeigt."

Ob interaktives Fernsehen funktioniert, werden erste Tests im Oktober 2006 zeigen.

Maria Mayer, ORF Landesstudio Salzburg, 25.9.06
->   Salzburg Research
->   Kunsthochschule für Medien Köln
 
 
 
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01.01.2010