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Ärzte operieren erstmals in der Schwerelosigkeit  
  Französische Ärzte haben am Mittwoch erstmals einen Menschen unter Bedingungen der Schwerelosigkeit operiert. Der Eingriff fand in einem Airbus A300 in großer Höhe statt.  
Durch eine so genannte Parabelflugbahn herrschte im Inneren der Maschine mehrmals für kurze Zeit Schwerelosigkeit. Nach der Landung in Bordeaux blieben Ärzte und Patient zunächst an Bord, um sich zu erholen. Das teilte das Universitätskrankenhaus von Bordeaux (CHU) mit.
Bis zu 22 Sekunden Schwerelosigkeit
Während an Bord jeweils 20 bis 22 Sekunden lang Schwerelosigkeit herrscht, wollten die Ärzte einen in der Unfallchirurgie typischen Eingriff vornehmen. Dem freiwilligen Patienten sollte eine Fettgeschwulst am Unterarm entfernt werden.

Die Ärzte wollten mit diesem und anderen Versuchen prüfen, inwieweit Raumfahrer im All operiert werden können, sagte CHU-Narkosearzt Laurent de Coninck.

Für den Nachmittag ist eine Pressekonferenz über den Verlauf der Operation vorgesehen.
Wiener Experte: "Ungeeigneter Test"
Für den Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin am Wiener AKH, Michael Zimpfer, ist die erste Operation in Schwerelosigkeit ein "ungeeigneter Test".

Die Zeit der Schwerelosigkeit sei viel zu kurz. Denn in dieser Zeit hätte der Körper zu viel Flüssigkeit in sich. Bei einer dauernden Schwerelosigkeit verliert der Körper nämlich Flüssigkeit, weiß der Mediziner.
"Zeit zu kurz"
Bei einem längeren Aufenthalt in der Schwerelosigkeit passe sich der Körper an: Das Blut wiege weniger, mehr Flüssigkeit fließe zum Herzen zurück.

Das Herz signalisiere den Nieren mehr Flüssigkeit auszuscheiden und das gehe als Harn ab, so Zimpfer. "Für eine Nachahmung einer Operation im Weltall ist die Zeit eigentlich zu kurz", erklärte der Chirurg.
Gut, um Erfahrungen zu sammeln
Der Eingriff sei jedoch gut, um Erfahrung mit dem physikalischen Phänomen Schwerelosigkeit zu sammeln. "Das Operationsteam kann ja nicht einfach stehen und sich abstützen. Der Patient muss mit Sicherheit anders fixiert werden. Der ganze Maschinenpark hat sicher Elemente, die an die Schwerkraft gebunden sind. Auch die Handhabung der technischen Hilfsmittel wird beeinflusst", ist Zimpfer überzeugt.

[science.ORF.at/APA/dpa/AFP, 27.9.06]
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01.01.2010