News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Schnelles Denken macht glücklich  
  US-Psychologen haben herausgefunden, dass schnelles Denken die Stimmung hebt. Zumindest im Experiment: Personen, die bei einer Übung zu geistigen Sprints gezwungen wurden, fühlten sich danach kreativer, energiegeladener und selbstbewusster.  
Dieser Schnelldenkeffekt könnte in Zukunft bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, berichten Emily Pronin von der Princeton University und Daniel M. Wegner von der Harvard University.
...
Die Studie "Manic Thinking. Independent Effects of Thought Speed and Thought Content on Mood" von Emily Pronin und Daniel M. Wegner erschien im Fachjournal "Psychological Science" (Bd. 17, S. 807; doi:10.1111/j.1467-9280.2006.01786.x).
->   Abstract
...
Hoch und Tief
Wenn sich die Gedanken beschleunigen und das Gehirn wie eine gut geölte Maschine arbeitet, fühlt man sich in der Regel wohl. Dann etwa, wenn man von einer neuen Idee überwältigt ist oder in der Gruppe zu einem Thema frei assoziert.

Müsste man den Begriff "Brainstorming" emotional einordnen, dann hätte er wohl in den meisten Fällen einen Platz auf der hellen Seite der Gefühlswelt.

Umgekehrt zweifelt man in Augenblicken der Niedergeschlagenheit oft an den eigenen geistigen Fähigkeiten. Man empfindet sie als zäh, träge und nicht selten unzureichend.
Verbindung zwischen Stimmung und Tempo?
Nahe liegend daher, dass man einen Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit des Denkens und der inneren Stimmung vermuten kann. Emily Pronin und Daniel M. Wegner haben diese Verbindung nun systematisch untersucht.

Sie ließen 144 Testpersonen Sätze von einem Bildschirm laut ablesen - eine Kontrollgruppe im Normaltempo, zwei andere Gruppen jeweils um den Faktor 2 be- bzw. entschleunigt.

Das Procedere variierten sie auch dem Inhalt nach: So wurden manchen Probanden tendenziell deprimierende Inhalte dargeboten (Extremfall: "I want to go to sleep and never wake up"), anderen wiederum emotional aufhellende ("Wow! I feel great!").
Geistige Sprints erzeugen Hochstimmung
Wie sich herausstellte, kann offenbar schnelles Lesen und Denken die Stimmung aufhellen. Überraschend dabei: Der Effekt war im Experiment genau so groß wie der Einfluss der - deprimierenden oder erfreulichen - Textinhalte.

Jene Probanden, die ihre Übung in erhöhtem Tempo absolvieren mussten, fühlten sich danach nicht nur fröhlicher, sondern auch energiegeladener, kreativer und selbstbewusster als solche, deren Denkfluss künstlich gebremst worden war.
Attribute der Manie
Das ist insofern interessant, als genau diese Attribute auch als typische Kennzeichen von Hochstimmungen gelten, die bei manisch-depressiven Patienten auftreten. Von diesen pathologischen Hochphasen war schon bisher bekannt, dass sie häufig mit "rasenden Gedanken" einhergehen, nur dreht die vorliegende Studie das Verhältnis der beiden Größen gleichsam um.

Denn Pronin und Wegner wiesen nun nach, dass schnelles Denken offenbar die Emotionen ins Schlepptau nimmt - und somit Fröhlichkeit erzeugen kann. Sie vermuten daher, dass man den Effekt auch für die Behandlung von Depressionen einsetzen könnte.

[science.ORF.at, 27.9.06]
->   Website von Emily Pronin
->   Website von Daniel M. Wegner
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010