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Vogelspinnen produzieren mit Beinen "Kletterseile"  
  Spinnen können mit Hilfe feiner Härchen an ihren Beinen kopfüber laufen. Eine mittelamerikanische Vogelspinnenart hat darüber hinaus eine besonderen Trick entwickelt: Sie produziert mit ihren Beinen klebrige Spinnenfäden - und verhindert so etwaige Abstürze.  
Das berichtet ein Team um Stanislav Gorb vom Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart.
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Die Studie "Silk-like secretion from tarantula feet" von Stanislav N. Gorb et al. erschien in "Nature" (Bd. 443, S. 407; doi:10.1038/443407a).
->   Abstract
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Klettern: Zwei Standardmethoden ...
Normalerweise behelfen sich Spinnen auf zweierlei Arten, um an Oberflächen zu haften: Entweder durch kleine Haken auf ihren Beinen oder durch extrem feine Härchen, die aufgrund elektrostatischer Wechselwirkungen mit dem Untergund für die nötige Haftung sorgen.
... und eine neue Variante
 
Bild: Senta Niederegger

Vogelspinnen der Art Aphonopelma seemanni haben offenbar noch eine dritte Variante in petto, wie Forscher aus Deutschland und den USA nun zufällig herausgefunden haben. Sie platzierten die Tiere an einer vertikalen Glasfläche, um deren Bewegungsweise zu untersuchen.

Dabei entdeckten sie, dass die Spinnen plötzlich mit ihren Beinen feine Spinnenfäden produzierten. Auf diese Weise schützten sie sich vor dem Abrutschen und blieben mehr als 20 Minuten auf der gläsernen Fläche haften (Bild oben).
Neue evolutionäre Hypothese
Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigten, dass die Tiere auf ihren Beinen Spinndrüsen aufweisen, die sonst bei Spinnentieren nur auf ihrem Hinterteil zu finden sind. Das ist nicht nur aus anatomischer Sicht sehr ungewöhnlich, sondern könnte auch ein neues Licht auf die Evolution der Spinnenseide werfen, meint Co-Autor Adam Summers von der University of California in Irvine:

"Wenn wir herausfinden sollten, dass auch andere Spinnen mit ihren Beinen Seide herstellen, könnte das zu einem völlig neuen Bild führen. Das würde nämlich bedeuten, dass die Seidenproduktion von Spinnen ursprünglich zur Fortbewegung entwickelt wurde und erst später in andere Dienste - wie etwa den Netzbau - gestellt wurde."

Mit den derzeit verfügbaren Daten ist diese Frage noch nicht entscheidbar. Eine Analyse der verantwortlichen Gene soll nun Aufschluss geben.

[science.ORF.at, 28.9.06]
->   Max-Planck-Institut für Metallforschung
->   University of California, Irvine
->   Webspinnen - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010