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Studie gibt Montessori-Schulen gute Noten  
  US-Psychologen haben den Erfolg der Montessori-Pädagogik wissenschaftlich untersucht und ihr ein gutes Zeugnis ausgestellt. Ein Vergleich von Montessori-Schülern mit Gleichaltrigen, die keine Montessori-Erziehung genossen, ergab, dass Erstere bei den sozialen und schulischen Fähigkeiten häufig die Nase vorn haben.  
Angeline Lillard von der University of Virginia und Nicole Else-Quest von der University of Wisconsin testeten im Rahmen ihrer Untersuchung Kindergarten- sowie Volksschulkinder.
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Der Artikel "Evaluating Montessori Education" ist in der Fachzeitschrift "Science" (Bd. 313, S. 1893, 29. September 2006) erschienen.
->   Abstract
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Montessori-Pädagogik
Montessori-Schulen verfolgen einen Erziehungsansatz, der sich laut der zwei Psychologinnen wesentlich von einer traditionellen Schulbildung unterscheidet.

So versuchen Montessori-Pädagogen etwa, die Entwicklung des eigenen Willens zu fördern und die individuellen Wünsche der Kinder stärker zu berücksichtigen, damit sie ihrem eigenen Lernbedürfnis folgen können und nicht ein starr vorgegebenes Lernprogramm absolvieren müssen.
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"Hilf mir, es selbst zu tun"
Begründet wurde die Montessori-Pädagogik im Jahr 1907 von Maria Montessori, einer italienischen Ärztin und Reformpädagogin. Ihr zentraler Ansatzpunkt: das Kind in seiner Individualität und seinen Bedürfnissen zu fördern. "Hilf mir, es selbst zu tun" war Leitgedanke Montessoris - das Kind dabei der Sprecher, die Pädagogen und Erzieher die Adressierten.
->   Montessori-Pädagogik - Wikipedia
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Kindergartenkinder getestet
In einer ersten Untersuchung testeten Lillard und Else-Quest Kindergartenkinder im Alter von fünf Jahren: eine Montessori-Gruppe und eine Kontrollgruppe aus Kindern, deren Eltern sie zwar ursprünglich in eine Montessori-Schule schicken wollten, sie aber keinen Platz bekommen hatten.

Das war ein wichtiger Ausgangspunkt für die Wissenschaftlerinnen, denn: Eltern würden die Entwicklung des Kindes am meisten beeinflussen. Dass in beiden Gruppen Kinder von Montessori-Befürwortern waren, habe Bedenken ausgeschlossen, "dass Eltern, die ihre Kinder in eine Montessori-Schule einschreiben wollen, sich anders verhalten als Eltern, die das nicht vorhaben".
Bessere Noten
Auch wenn Montessori-Schülern eine Benotung eher fremd ist: Bei den Psychologinnen bekamen auch die Montessori-Schüler in standardisierten Prüfungen am Ende ihrer Kindergartenzeit Noten - und zwar beim ersten Lesen und Rechnen bessere als die Kinder der Kontrollgruppe.

Außerdem zeigten sich die Montessori-Kinder überlegen im sozialen Umgang mit Gleichaltrigen: Sie reagierten positiver in kritischen Situationen auf dem Spielplatz im Vergleich zu Kindern, die keine Montessori-Erziehung genossen hatten. Zudem legten sie mehr Wert auf Fairness und Gerechtigkeit.
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Montessori-Pädagogik in Österreich
Montessori-Pädagogik hielt in Österreich Ende der 1910er Jahre Einzug: Zunächst war Wien das Zentrum, in den 1930er Jahren folgten Einrichtungen in anderen Städten, schreiben Franz Hammerer von der Pädagogischen Akademie der Erzdiözese Wien und Herbert Haberl von Montessori Österreich Bundesverband in einem Beitrag. Heute gibt es laut Saskia Haspel, Leiterin des Montessori-Zentrums Wien etwa sechs "echte" Schulen in Österreich, die bis Beendigung der Schulpflicht nach der Montessori-Pädagogik unterrichten, sowie 25 bis 30 "Montessori-Kinderhäuser". In den meisten Fällen laufen diese unter freier Trägerschaft.
->   Artikel von F. Hammerer & H. Haberl (pdf)
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Auch Montessori-Volksschüler vorne
In einem zweiten Teil ihrer Studie widmeten sich die beiden Psychologinnen Zwölfjährigen.

Eine Gruppe hatte bis dahin eine städtische Montessori-Schule besucht. Die Kontrollgruppe setzte sich aus Buben und Mädchen zusammen, die wiederum aus Platzgründen nicht aufgenommen worden waren und deshalb andere Schulen ohne Montessori-Methode besucht hatten.
Kreativere Essays, ausgeprägteren Gemeinschaftssinn
Beide Gruppen wurden anhand von Aufsätzen und Fragebögen beurteilt. Montessori-Schüler lieferten kreativere Essays mit vergleichsweise fortgeschrittenen Satzkonstruktionen ab. In der Rechtschreibung und Zeichensetzung unterschieden sie sich nicht von den Kontrollschülern.

Ihre schriftlichen Aussagen ließen außerdem erkennen, dass sie einen ausgeprägteren Gemeinschaftssinn entwickelt hatten und ihre Schule als kleine Gemeinde empfanden, in der sie ihren festen Platz hatten.

Fazit: Wenn strikt ausgeübt, erziele der Montessori-Ansatz akademisch und beim sozialen Verhalten zumindest ebenbürtige, oft aber bessere Ergebnisse als die übliche Bildung, so die Autorinnen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 29.9.06]
->   Maria Montessori - Wikipedia
->   Montessori-Zentrum Wien
->   Montessori Österreich Bundesverband
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Kinder aus Montessori-Klassen rechnen besser (20.4.05)
->   Reformpädagogik: Mythos Montessori (3.5.02)
 
 
 
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01.01.2010