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Roma: Bildungssituation in Osteuropa bleibt prekär  
  Die Bildungssituation der Roma in Mittel- und Osteuropa bleibt Experten zufolge prekär. Laut Schätzungen sind 50 bis 75 Prozent der Sonderschüler in Tschechien, der Slowakei und Ungarn Roma-Kinder.  
Das berichtete Mikael Luciak vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Wien am Freitag bei einer Pressekonferenz anlässlich des noch bis Samstag in Wien stattfindenden internationalen Sonderpädagogentagung "Begegnung und Differenz".
Soziale Ausgrenzung und Benachteiligung
"Etwa in Österreich sind Sonderschulen in erster Linie für Arme, in Osteuropa für Roma", sagte Luciak. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Der Wissenschaftler nannte in erster Linie Armut, Arbeitslosigkeit, schlechte Wohnverhältnisse und dementsprechend nur geringe Schulbildung auch der Elterngeneration.

Dazu kommt, dass Roma ursprünglich keine eigene Schriftsprache hatten und auf Grund ihrer Lebensumstände ein ambivalentes Verhältnis zu institutioneller Bildung.

Das Vertrauen, dass Schulbildung die eigene Situation verbessern kann, ist durch erfahrene soziale Ausgrenzung und Benachteiligung gering.
Heterogenität
Luciak betonte aber, dass Roma eine sehr heterogene Gruppe sind, es gibt durchaus auch Angehörige dieser Gruppe, die an schulische Bildung glauben und um ihr Recht darauf kämpfen.

So hatten Roma-Eltern im vergangenen Jahr aus Tschechien Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingebracht, weil deren Kinder aus ihrer Sicht ungerechtfertigterweise der Sonderschule zugewiesen worden waren.
Größte ethnische Minderheit
Die Gruppe der Roma gilt heute mit rund acht bis zehn Millionen als die größte ethnische Minderheit Europas. In Mittel- und Osteuropa leben unterschiedliche Roma-Gemeinschaften, die sich zum Teil sprachlich und kulturell von einander unterscheiden.

Sie haben in den jeweiligen Ländern auch unterschiedlichen sozialen und rechtlichen Status. Schätzungen zufolge leben in der Tschechischen Republik laut Luciak 300.000, in der Slowakei 520.000, in Bulgarien 700.000 und in Rumänien 1,8 Millionen Roma.
Bildungsmöglichkeiten verbessern
In Österreich lebt mit 25.000 Menschen eine vergleichsweise kleine Roma-Population. Die Zeiten, in denen bis zur Hälfte der im Burgenland ansässigen Roma der Sonderschule zugewiesen wurde, sei mittlerweile überwunden, so der Forscher.

Dennoch bedürfe es auch hier noch verstärkter Anstrengungen, die Bildungsmöglichkeiten dieser Gruppe zu verbessern.

Völlig unerforscht sei die Situation bei Roma mit Migrationshintergrund, die im Vergleich mit den ansässigen Roma sogar die Mehrheit stellen. Hier sei sehr wohl eine Überrepräsentation im Sonderschulwesen festzustellen.

[science.ORF.at/APA, 29.9.06]
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01.01.2010