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Auf dem Weg zur Gesundheitsmusik  
  Auch wenn der "Mozart-Effekt", die Verbesserung der Intelligenz durch Musik, lange diskutiert wurde - Musik wirkt auf Körper, Psyche und Intellekt. Das haben über 4.000 Studien der letzten zehn Jahre bestätigt.  
Roland Haas, Präsident der International Music & Art Research Association Austria (IMARAA), kann sich vorstellen, dass Komponisten anfangen, mit diesen Erkenntnissen präzise umzugehen, um neue Musik zu schreiben.
Schon bald Gesundheitskonzerte?
"Der Körper, seine Rhythmen, die Wechselspiele der Sinne und der Psyche könnten Anlass für Musik sein, mit der wir uns besser kennen lernen und unsere Gesundheit besser steuern können", sagt Haas, der in der kommenden Woche (1.-4.10.) mit IMARAA den Kongress "Mozart & Science - Wie Musik wirkt" gemeinsam mit dem Land Niederösterreich in Baden bei Wien veranstaltet.

Auch für Musiker, "die nicht Beethoven in alle Ewigkeit spielen wollen", kann sich Haas vorstellen, dass es reizvoll sei, z.B. "Gesundheitskonzerte" zu spielen, etwa Musik, die sich speziell für Bluthochdruckpatienten eignet.
Wirkung kann erforscht werden
"Jeder hat schon erlebt, dass ihm bestimmte Musik in einer Situation gut getan hat. Wir wissen heute aber schon so viel über Zusammenhänge im Körper, dass wir diese Möglichkeit nicht dem Zufall überlassen müssen. Wir können die Wirkung erforschen", so Haas.

Zukunftsvision sei das keine: Bestimmte Anwendungsverfahren sind schon erprobt, für andere sind nach Ansicht des Ex-Rektors des Mozarteum Salzburg noch ein bis zwei Jahre Forschung bei speziellen Krankheitsfällen notwendig, um zu wissen, wie weit man mit einer solchen Musiktherapie gehen könne.
Väter der Musikwirkungsforschung zu Gast
Bei dem interdisziplinären Kongress "Mozart & Science" werden mehr als 50 internationale Wissenschaftler aus den Bereichen Medizin, Biologie, Physik, Mathematik, Musik, Pädagogik, Psychologie und Psychotherapie vier Tage lang über die Untersuchung, Wirkung und Anwendung von Musik diskutieren.

Die Eröffnung des Kongresses wird Juan G. Roederer, ein Alt-Österreicher aus Triest, der heute in den USA lebt, vornehmen. Der weltweit anerkannte Psychoakustiker war in den siebziger Jahren Gründer der Workshops "Physikalische und Neuropsychologische Grundlagen der Musik" im Rahmen des Carinthischen Sommers.

Damit gilt er gemeinsam mit Herbert von Karajan und dem Wiener Neurologen Hellmuth Petsche, der ebenfalls seine Teilnahme an dem Kongress zugesagt hat, als einer der Väter der Musikwirkungsforschung, die aus Österreich einen starken Impuls für die neue Entwicklung erhalten hat, betonte Haas.
"Musikwirkungsforschung wieder nach Österreich holen"
"Wir wollen mit dem Kongress die Musikwirkungsforschung, die mittlerweile in England, Deutschland, Kanada und den USA ihre Zentren hat, an ihre österreichischen Wurzeln zurückzuholen und ihr wieder einen gebührenden Platz in der heimischen Wissenschaft zukommen lassen", betonte Haas.

Es könne "nicht der Sinn von Musik-Universitäten sein, sich nur der Musikinterpretation, insbesondere klassischer Musik, zuzuwenden, das kann man in Konservatorien auch", plädiert Haas für mehr Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet.

Die Vielfalt an verschiedenen Studien zum Thema Musikwirkung wird auf dem Kongress präsentiert: So werden dort u.a. Arbeiten zur Wirkung der Musik im Krankenhaus, in Reha-Kliniken oder in der Therapie, dann zur Musikerziehung und deren Wirkung auf die Kognition sozial benachteiligter Kinder oder zur Stressbewältigung von Lehrern durch Musik vorgestellt.

[science.ORF.at/APA, 29.9.06]
->   "Mozart & Science - Wie Musik wirkt"
->   Roland Haas - IMARAA
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   "Mozart & Science": Interdisziplinärer Brückenschlag (5.5.06)
->   Streit um Mozart-Effekt (2.4.01)
 
 
 
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01.01.2010