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Tuberkulose: Starke Zunahme in Europa  
  Die Tuberkulose hat in Westeuropa den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht. Das Rote Kreuz und die Weltgesundheitsorganisation warnen vor einer weiteren Ausbreitung zunehmend resistenter Erreger.  
Die Lungeninfektion Tuberkulose (TB) würde sich von Osteuropa Richtung Westen ausbreiten, erklärten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).

Die meisten gegen die einschlägigen Medikamente resistenten Stämme gäbe es zur Zeit in den baltischen Staaten. Aber auch anderswo in Osteuropa sowie in den zentralasiatischen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion nimmt die Häufigkeit zu.
Gefahrenzone Europa
Von den weltweit 20 Staaten mit der höchsten Quote des resistenten Erregertyps liegen 14 in Europa, wie aus einer WHO-Erhebung hervorgeht.

Deshalb müssten europäische Politiker endlich aufwachen und unverzüglich etwas unternehmen, forderte Markuu Niskala, Generalsekretär des Internationalen Verbands des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds. "Lasst dieses Problem nicht weiter aus der Hand gleiten", appellierte er an die EU.
Partnerschaft zum Stopp von Tuberkulose
Im Gegensatz zu anderen Seuchen wie Aids würde der Tuberkulose in Europa kaum Aufmerksamkeit geschenkt, so die Experten. Deshalb hätten das Rote Kreuz und die WHO in Zusammenarbeit mit anderen NGOs eine "Partnerschaft zum Stopp von TB in Europa" ins Leben gerufen.

Es gehe darum, mehr Bewusstsein zu schaffen und Vorbeugemaßnahmen sowie Therapien zu koordinieren, so die Organisatoren.
Ausbreitung in Ost- und West-Europa
WHO-Daten zufolge sterben in Europa jede Stunde acht Menschen an Tuberkulose. Stündlich würden sich 50 Menschen mit der Krankheit anstecken.

In den alten EU-Staaten gibt es im Schnitt jährlich 13 Tuberkulose-Fälle pro 100.000 Einwohner. In den zehn neuen EU-Staaten sind es doppelt so viele.

Die Statistik in Rumänien und Bulgarien weist 53 Fälle pro 100.000 Einwohner auf. In den früheren Sowjetrepubliken sogar 98.

In einigen Stadtteilen von London, in denen viele Einwanderer leben, sei die Tuberkulose-Rate genauso hoch wie in der Ex-Sowjetunion.
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Weltweit Problem, doch Rückgang in Österreich
Nach dem erschreckenden Bericht über die hohe Anzahl der Tuberkulose-Erkrankten in Europa wird in Österreich Entwarnung gegeben. Hier zu Lande gibt es rund 1.000 Fälle im Jahr und diese Zahl ist am Abnehmen, sagt der Wiener Lungenfacharzt, Rudolf Rumetshofer, Oberarzt am Otto-Wagner-Spital in Wien. Da die Krankheit streng meldepflichtig sei, seien die Zahlen sehr verlässlich. "Damit liegen wir schön im Mittelfeld. Spanien, Portugal oder das Baltikum haben deutlich mehr Erkrankte", so Rumetshofer zur APA.
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Verdoppelung der Erkrankungen
Dem Internationalen Roten Kreuz zufolge zufolge steht Europa in puncto Tuberkulosefälle mittlerweile auf einer Stufe mit Afrika. Mit dem Zusammenbruch der Gesundheitssysteme in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sei die Krankheit dort immer häufiger aufgetreten.

Im vergangenen Jahrzehnt ist eine Verdoppelung der Fälle registriert worden. Gleichzeitig hat die Ausbreitung nach Westen ständig zugenommen. Weltweit starben nach WHO-Schätzungen im Jahre 2004 insgesamt 1,7 Millionen Menschen an der Tuberkulose.

[science.ORF.at/APA/AP, 10.10.06]
->   Stop TB Partnership
->   Internationaler Verband des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds
->   WHO
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->   Neuer Ansatz für Behandlung von Tuberkulose (30.5.06)
->   Tuberkulose: Weniger Krankheitsfälle in Österreich (23.3.06)
->   Tuberkulose: Alarmierende Ausbreitung in Afrika (24.3.05)
 
 
 
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01.01.2010