News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Gesellschaft 
 
UN-Entwicklungsbericht: Wasserkrise gefährlicher als Krieg  
  Unsauberes Trinkwasser, mangelnde Hygiene und eine ungerechte Verteilung von Wasser bedrohen die Entwicklung in den ärmsten Ländern der Erde stärker als bewaffnete Konflikte. Zu diesem Ergebnis kommen die Vereinten Nationen (UN) in ihrem "Bericht über die menschliche Entwicklung 2006", der am Donnerstag weltweit vorgestellt wurde.  
Jedem sechsten Menschen auf der Welt werde der Zugang zu sauberem Trinkwasser verweigert, sagte der Vizechef des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Ad Melkert.
Wasser-Zugang soll Menschenrecht werden
Bild: UNDP
Trotz eines beispiellosen Reichtums in den Industriestaaten, habe diese "Rechtsverletzung" den vermeidbaren Tod von 1,8 Millionen Kindern zur Folge, sagte Melkert.

Die Autoren des Berichts forderten angesichts der sich verschärfenden Wasserkrise einen Aktionsplan unter Führung der G-8-Staaten und eine höhere Entwicklungshilfe.

Unter anderem solle der Zugang zu sauberem Wasser zu einem Menschenrecht erhoben und jedem Bürger ein Anspruch auf 20 Liter Wasser täglich zugestanden werden.
...
Mit dem "Bericht über die menschliche Entwicklung" zieht das Entwicklungsprogramm der UNO jährlich Bilanz über Fortschritte und Problemfelder bei der Überwindung der globalen Armut.
Heuer heißt er "Nicht nur eine Frage der Knappheit: Macht, Armut und die globale Wasserkrise".
->   Human Development Report 2006
...
Wurzeln in Armut und Ungleichheit
Grafik: APA, Quelle: APA/UNDP
Etwa 1,1 Milliarden Menschen haben dem Bericht zufolge keinen Zugang zu Wasser, 2,6 Milliarden verfügen nicht über ausreichend sanitäre Einrichtungen.

"Die globale Wasserkrise resultiert nicht etwa aus Knappheit, sondern hat ihren Ursprung in Armut und Ungleichheit", sagte Melkert. Zudem sei der Umgang mit menschlichen Ausscheidungen weitgehend ein Tabu und erschwere so sachgerechte Lösungen.

Dabei verursache der Mangel an sanitären Mindeststandards weltweit Millionen Todesfälle und schwere Erkrankungen.
Weltweite Entwicklung im Vergleich
 
Grafik: APA, Quelle: APA/UNDP

Kreislauf der Armut
Laut dem Bericht schaden Gesundheitsprobleme, die mit mangelhafter Wasser- und Sanitätsversorgung zusammenhängen, auch der Produktivität und dem wirtschaftlichen Wachstum der betreffenden Länder.

Dies verstärke die tiefen globalen Ungleichheiten und halte die benachteiligten Haushalte in "Armutskreisläufen gefangen".
Drei Ursachen ausgemacht
Drei Hauptgründe gebe es für die herrschende Krise: Erstens betrachteten nur wenige Länder die Wasser- und Sanitätsversorgung als politische Priorität, was sich was sich an den begrenzten Haushaltsmitteln für diesen Bereich zeige.

Zweitens seien die armen Menschen in den Entwicklungsländern oft gezwungen, mehr Geld für sauberes Wasser zu zahlen als reichere Menschen. Dies hinge damit zusammen, dass die Slums und Siedlungen, in denen die Armen wohnten, selten an die Netze der Wasserversorgungsunternehmen angeschlossen seien.

Drittens habe es die internationale Gemeinschaft versäumt, in den Entwicklungspartnerschaften, die rund um die Milleniums-Entwicklungsziele entstanden seien, dem Bereich Wasser- und Sanitätsversorgung eine hohe Priorität einzuräumen, heißt es in dem Bericht.

[science.ORF.at/APA/dpa, 9.11.06]
->   UNDP
Mehr zu den UNDP-Weltentwicklungsberichten in science.ORF.at:
->   2004: Fortschritte und Rückschritte (15.7.04)
->   2003: Armutszeugnis der weltweiten Entwicklung (8.7.03)
->   2002: Demokratie nimmt zu - Armut auch (24.7.02)
->   2001: Gentechnik gegen den Welthunger? (10.8.01)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010