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Erbgut des Seeigels entziffert  
  Ein internationales Forscherteam hat das Erbgut des Purpurseeigels sequenziert. Der genaue Blick ins Innerste des Stachelhäuters öffne eine "Schatztruhe", deren Inhalt große Fortschritte in der medizinischen Forschung ermögliche, berichten Wissenschaftler in ihrer Studie.  
Der Seeigel ist ein beliebter Modellorganismus für die Wissenschaft. Er ist deutlich näher mit dem Menschen verwandt als andere Modellorganismen wie etwa die Fruchtfliege oder der Fadenwurm.
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"The Genome of the Sea Urchin Strongylocentrotus purpuratus" des Sea Urchin Genome Sequencing Consortium erschien in "Science" (314: 941-52; doi: 10.1126/science.1133609).
->   Abstract
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Mehr als 23.000 Gene
Das Erbgut des vorwiegend in Brandungszonen lebenden Tieres besteht aus 814 Millionen Einzelbausteinen, so genannten Basenpaaren. Diese bilden 23.300 Gene.

Immerhin 7.077 davon hat der Seeigel mit dem Menschen gemein, berichtet die Gruppe um George Weinstock vom Baylor College of Medicine in Houston (US-Staat Texas). Und einige dieser Gene waren bisher nur von Wirbeltieren bekannt.
Hoffnungsträger für die Entwicklungsbiologie
 
Bild: Science

Wie Eric H. Davidson vom Institute of California in einem Begleitartikel betont, eröffne das nun sequenzierte Genom des Purpurseeigels (Bild oben) vor allem neue Möglichkeiten für die Entwicklungsbiologie. Ziel der nächsten Forschungen werde die Aufklärung der so genannten regulatorischen Netzwerke sein, die die Embryonalentwicklung steuern.

Bisher kennt man zwar sämtliche Buchstaben des Erbguts, man kann aber aufgrund dieser Information noch nicht auf die Regeln schließen, anhand derer ein kompletter Organismus aufgebaut wird. Das könne man nur durch Experimente mit gezielten Abänderungen des Genoms herausfinden, schreibt Davidson - und hier sei der Seeigel - neben der Fruchtfliege - das ideale Forschungsobjekt (Science 314: 939).
Angeborenes Immunsystem sehr ausgeprägt
Das Seeigelerbgut enthält unter anderem einige Erbfaktoren, die Ärzte als Krankheitsauslöser beim Menschen kennen. So stießen die Forscher auf Gene, die beim Menschen Muskeldystrophie oder Veitstanz (Huntington-Krankheit) verursachen können.

Auch bei den Genen für das Sehen und Hören fanden die Wissenschaftler unerwartete Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Seeigel. Purpurseeigel haben zwar keine Augen, können Licht aber mit Sinneszellen an ihren Füßen wahrnehmen.

Das Immunsystem erstaunte die Forscher: Von keinem anderen bisher untersuchten Tier sei eine so ausgereifte angeborene Abwehr bekannt, berichten sie. Von diesem Fund erhoffen sich die Forscher neue Möglichkeiten zur Bekämpfung von Krankheitserregern und neue antibiotische Wirkstoffe.

[science.ORF.at/dpa, 10.11.06]
->   Sea Urchin Genome Project
->   Seeigel - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010