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EU kritisiert frühe Differenzierung im Schulsystem  
  In Österreich wird nach vier Jahren Volksschule in Hauptschule und AHS-Unterstufe getrennt: Diese frühe Selektion im Schulsystem gerät nun von Seiten der Europäischen Union unter Kritik.  
Gegen den Widerstand Österreichs und Deutschlands haben die EU-Bildungsminister am Dienstag bei ihrem Treffen in Brüssel Schlussfolgerungen verabschiedet, wonach "es negative Auswirkungen auf die Leistungen benachteiligter Schüler haben kann, wenn die Schüler in zu frühem Alter je nach ihren Fähigkeiten auf gesonderte Schulen unterschiedlicher Art verteilt werden".
Abschwächung der ursprünglichen Formulierung
Nach dem Entwurf hätte sich die EU dabei ganz allgemein auf "Forschungsergebnisse" berufen sollen. Nach Angaben von Diplomaten setzten Österreich und Deutschland letztlich eine abgeschwächte Formulierung durch.

Demnach wird der Verantwortung der EU-Staaten bei der Organisation ihrer Bildungssysteme Rechnung getragen. Außerdem heißt es nun, dass "einige Forschungsergebnisse darauf hindeuten", dass es zu den erwähnten negativen Auswirkungen kommen könne.
Alle - anderen - sind sich einig
"Niemand sagt, es ist positiv", sagte Bildungskommissar Jan Figel nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa. Er verwies auf zwölf anerkannte Forscher sowie die internationalen Organisationen OECD und UNESCO.

Nach deren Studien hätten frühe Auswahlverfahren entweder negative oder bestenfalls neutrale Folgen für Effizienz und Gerechtigkeit in der Bildung.

"Für benachteiligte Kinder ist der Zusammenhalt besonders wichtig", sagte der Ratsvorsitzende und finnische Bildungsminister Antti Kalliomäki laut dpa. "Finnland hält das für eine sehr wichtige Frage."
Nur vier EU-Länder wie Österreich
Finnland hat in den internationalen Bildungsvergleichsstudien PISA stets einen Spitzenplatz erreicht.

Nach Angaben der EU-Kommission sind Österreich und Deutschland zusammen mit Luxemburg und den Niederlanden die einzigen EU-Länder, die Schüler frühzeitig auf verschiedene Schulformen verteilen.

"Natürlich muss auch die Möglichkeit bestehen, eigene System zu entwickeln", räumte Kalliomäki ein.

[science.ORF.at/APA, 15.11.06]
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Schulsystem: Differenzierung bringt keinen Vorteil (28.3.06)
->   Studie: Differenziertes Schulsystem besser aufgeben (9.1.06)
 
 
 
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01.01.2010