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Britische Zurückhaltung bei Herzinfarkt oft tödlich  
  Die sprichwörtliche Zurückhaltung der Briten ist nicht in jeder Hinsicht eine Tugend: Laut einer Studie verzichtet jeder vierte Brite bei plötzlichen Schmerzen in der Brust auf einen Anruf beim Notarzt.  
Obwohl es sich dabei häufig um das Anzeichen eines Herzanfalls handelt, wollen die Betroffenen zunächst einmal abwarten, ob eine Besserung eintritt - eine Vorgehensweise, die oft tödlich enden kann.
Kampagne "Doubt kills"
Die britische Herzstiftung (BHF) wies daraufhin, dass bei einem Herzinfarkt jede Sekunde zähle. Viele Menschen dächten jedoch, ein Infarkt sei mit unerträglichen Schmerzen verbunden, sie hielten die ersten Beschwerden im Brustbereich häufig für eine Magenverstimmung.

Deshalb startet die Stiftung jetzt die landesweite Kampagne "Doubt kills" (Zweifel tötet), damit die Betroffenen künftig bei ersten Hinweisen auf eine Herzattacke sofort angemessen reagieren könnten.
160 Minuten bis zur Behandlung
Knapp zwei Drittel der mehr als 2.500 repräsentativ Befragten würden der Studie zufolge bei Schmerzen in der Brust erstmal einen Freund, Verwandten oder Arzt, aber zunächst nicht den Notdienst anrufen. Vier Fünftel wären sich eigenen Angaben zufolge nicht des Ernstes der Lage bewusst, und 42 Prozent würden warten, ob der Schmerz nicht von selbst nachlasse.

Im Durchschnitt warten Menschen mit Symptomen einer Herzattacke im Vereinigten Königreich demnach 90 Minuten, bevor sie einen Krankenwagen rufen, und bis sie schließlich behandelt werden, vergehen durchschnittlich zwei Stunden und 40 Minuten. Der medizinische Leiter der Herzstiftung, Peter Weissberg, nannte die Ergebnisse der Erhebung "äußerst beunruhigend". Vielleicht sei es "very british", so zögernd zu reagieren, doch dieser Gleichmut koste Menschenleben.
Todesursache Nummer eins
Herzkrankheiten sind in Großbritannien die Todesursache Nummer eins. Im Jahr 2004 starben daran fast 106.000 Briten. Jedes Jahr werden etwa 230.000 Herzinfarkte registriert. Laut BHF erleidet in Großbritannien alle zwei Minuten ein Mensch einen Herzinfarkt, von drei Betroffenen stirbt statistisch einer vor der Ankunft im Krankenhaus.

[science.ORF.at/APA/AFP, 21.11.06]
->   British Heart Foundation
 
 
 
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01.01.2010