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Polonium - starkes, aber seltenes Gift  
  Das radioaktive Material Polonium 210, mit dem der Kreml-Kritiker und russische Ex-Geheimdienstmitarbeiter Alexander Litwinenko offenbar vergiftet wurde, ist ein starkes Gift, kommt aber selten vor.  
Das Schwermetall gehört zu den seltenen chemischen Elementen und ist in geringen Mengen in Uranerzen enthalten. Doch schon ein Millionstel Gramm des radioaktiven Metalls Polonium 210 kann einen Menschen umbringen. Zumindest schwere Erkrankungen sind die Folge, wenn es eingeatmet oder über die Nahrung oder eine Wunde aufgenommen wird.

Das von der polnisch-französischen Nobelpreisträgerin Marie Curie (1867-1934) im Jahre 1898 entdeckte Element ist allerdings nicht nur ein starkes Gift im herkömmlichen Sinn: Es kann zur Einleitung einer nuklearen Kettenreaktion und damit für eine Atomexplosion verwendet werden.
Radioaktives Schwermetall
Das nach Madame Curies Heimat Polen benannte Element Polonium (Po) ist ein silberweiß glänzendes, radioaktives Schwermetall, das in zwei Modifikationen vorkommt.

Im Dunkeln leuchtet Polonium auf Grund seiner Radioaktivität hellblau. Das in der Natur wichtigste Polonium-Isotop Po-210 zerfällt zu Blei (Pb-206), dabei werden "Alphateilchen" frei. Dies sind Kerne der Heliumatome mit zwei Protonen und zwei Neutronen.

Genau diese Tatsache machten sich die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg beim Atombombenbau zu Nutze. Um eine atomare Kernspaltung hervorzurufen, benötigt man nämlich einen Neutronenstrahler. Bei der Hiroshima-Bombe wurde als Alphastrahler vermutlich Polonium-210 verwendet.
Polonium-210 als Alphastrahler
Um in einer Atombombe eine Kernexplosion mit hoher Energiefreisetzung zu erreichen, muss eine "überkritische Masse" von Uran 235 oder Plutonium vorhanden sein. Die eingeleitete Kettenreaktion darf dabei nicht abreißen, bevor eine große Ausbeute an Spaltungsenergie stattgefunden hat.

Die nukleare Zündung erfolgt bei optimaler Komprimierung durch einen elektronisch erzeugten Neutronenstoß. Die ersten Atombomben wurden aber noch mit einer Quelle gezündet, bei der Polonium-210 als Alphastrahler zur Zündung mit einem leichten Element (z.B. Beryllium) gemischt wurde.
Seltene Vorkommen in der Natur
Polonium kommt übrigens in der Natur nur in geringsten Spuren in Thorium- oder Uranerzen wie in der Pechblende als Zwischenprodukt der Uran-Radium-Zerfallsreihe vor.

Die maximal gewinnbaren Vorkommen auf der Erde werden auf 2.500 Tonnen Polonium geschätzt. Künstlich hergestellt werden im Jahr nur rund 100 Gramm Polonium.

Polonium wird auch zum Beseitigen statischer Aufladung in der Foto- und Textilindustrie verwendet - sowie in der Raumfahrt als Wärmequelle für thermoelektrische Zellen eingesetzt.

[science.ORF.at/APA/dpa, 30.11.06]
->   Polonium - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010