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Ost- und Südosteuropa-Institut wird aufgelöst  
  Das Österreichische Ost- und Südosteuropainstitut (OSI) wird - knapp 50 Jahre nach seiner Gründung - mit Jahresende aufgelöst. Grund sind nach Angaben des Instituts fehlende finanzielle Mittel.  
Sämtliche Mitarbeiter wurden gekündigt, meinte Direktorin Elisabeth Vyslonzil gegenüber der APA. Die Bestände der umfangreichen, rund 40.000 Bände umfassenden Bibliothek werden von Außenministerium bzw. Uni Wien übernommen.
Reform gescheitert
Hintergrund für die Auflösung sind die gescheiterten Reformbemühungen der vergangenen Jahre im OSI, das zu fast 100 Prozent öffentlich finanziert wird. Während andere private Institute spätestens in den 90er Jahren begonnen hätten, einen Drittmittelbereich aufzubauen und Gelder zum Beispiel von der EU einzuwerben, habe das OSI dies kaum getan, hieß es aus der zuständigen Sektion des Bildungsministeriums gegenüber der APA.
Ministerium: Weder Drittmittel noch Partner
Das sei nicht zuletzt unfair gegenüber anderen Förderwerbern, die zum Teil nur zehn oder zwölf Prozent ihrer Kosten finanziert bekämen, meint man im Ministerium. Einen so hohen Drittmittelanteil hätte man vom OSI auch nie verlangt, sondern sich vorerst mit etwa 15 oder 20 Prozent Drittmittelanteil zufrieden gegeben. Eine andere Variante wäre die Suche nach einem strategischen Partner gewesen.

Dies sei aber nicht realisiert worden. In den Jahren der Diskussion über einen Reformprozess habe man stets trotzdem die volle Basissubvention bezahlt. Dem Wunsch nach einer Erhöhung für das kommende Jahr habe man aber nicht mehr nachkommen können.
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"Faulheit, Dummheit oder Eitelkeit"
Folge war die Auflösung des Vereins. Vyslonzil ärgerte sich, dass "trotz der Reformversuche alles schief gelaufen ist" - zum Teil aus "Faulheit, Dummheit oder Eitelkeit". Manche Leute seien einfach reformunwillig gewesen und hätten gesagt, "bevor wir eine Reform machen, sperren wir lieber zu".
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Forschungsprojekte laufen weiter
Die Forschungsprojekte des Instituts, die vom FWF bzw. dem Ministerium getragen werden, laufen für das kommende Jahr weiter. Es sind dies vor allem die außenpolitischen Dokumente der Republik Österreich, die Edition der Ministerratsprotokolle sowie die Atlas-Projekte. Diese würden laut Bildungsministerium auch gut laufen, im Gespräch seien auch neue rechtliche Grundlagen ab 2008. Ansonsten habe es zuletzt aber keinen Forschungs-Output gegeben.

Das OSI ging 1964 aus der 1958 gegründeten "Arbeitsgemeinschaft Ost" hervor und ist als privater Verein organisiert. Sowohl diese Arbeitsgemeinschaft als auch später das OSI wurden lange Jahre vom 2001 verstorbenen Doyen der österreichischen Osteuropa-Forschung, Richard Georg Plaschka, geleitet.

[science.ORF.at/APA, 1.12.06]
->   Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut
 
 
 
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01.01.2010