News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Studie: Alkohol verändert Gehirnstruktur von Ungeborenen  
  Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann die Gehirnstruktur des noch ungeborenen Kindes verändern. Das zeigt ein neues Verfahren, das bei Säuglingen und Kindern angewandt wird und derzeit in Wien und den USA zum Einsatz kommt.  
Eine kürzlich in den USA abgeschlossene Studie des Anthropologen Fred Bookstein von der Universität Michigan weist auf signifikante Veränderungen in der Gehirnstruktur der Kinder hin, deren Mütter während der Schwangerschaft Alkohol konsumiert haben.

Körperliche Missbildungen, Entwicklungsstörungen oder kognitive und emotionale Probleme: Die Schäden, die ein Kind erleiden kann, wenn seine Mutter während der Schwangerschaft Alkohol konsumiert hat, sind zahlreich und können verheerend sein.
Missbildung des Corpus Callosum
Das neue, von Bookstein entwickelte bildgebende Verfahren lässt bei den betroffenen Säuglingen und Kindern eine ungewöhnliche hakenförmige Ausbuchtung des Corpus Callosum erkennen.

Ist diese Hirnregion defekt, kann das zu Koordinations- und Konzentrationsproblemen, aber auch zu schwerwiegenden emotionalen und neuronalen Störungen führen.
->   Corpus Callosum (Wikipedia)
Als Eintrag in den Mutter-Kind-Pass?
Parallel zu den Untersuchungen in den USA arbeitet Bookstein an einer umfangreicheren Studie an der Kinderklinik der Medizinischen Universität Wien. Unter anderem will man herausfinden, wie hoch die Zahl der betroffenen Kinder in Österreich ist.

Stichprobenartig werden bis Ende des kommenden Jahres Säuglinge, die untertags zur Welt kommen, untersucht, sagt Bookstein: "Das Screening ist so kostengünstig und unkompliziert, dass man es auch flächendeckend einsetzen könnte. In Österreich etwa als eine Vorsorgeuntersuchung im Rahmen des Mutter-Kind-Passes."

Bei Auffälligkeiten könnte man die Fähigkeiten der betroffenen Kinder entsprechend fördern: "So könnte man möglichen späteren Schwierigkeiten - etwa Problemen in der Schule - vorbeugen", sagt der Forscher.
Erfolge mit Präventionsprogramm in Südafrika
In der Region um Kapstadt waren im Jahr 2000 etwa fünf Prozent der Kinder durch vorgeburtlichen Alkoholkonsum geschädigt. "Mit Screenings und verstärkter Bewusstseinsbildung bei den Müttern konnte man die Zahl der Betroffenen auf unter drei Prozent senken", sagt Bookstein.

Derzeit bereitet der Forscher weitere Studien vor. Er will untersuchen, welche Auswirkungen der Konsum synthetischer Drogen bzw. unzureichende Vitaminzufuhr auf die Entwicklung der Gehirne von noch ungeborenen Kindern haben.

Tanja Malle, Ö1 Wissenschaft, 28.12.06
->   Fred L. Bookstein
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Alkoholkonsum verkleinert Gedächtniszentrum (25.10.06)
->   Studie: Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft (17.3.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010