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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Paläoklima: Untergang alter Hochkulturen durch Dürre?  
  Sowohl die Tang-Dynastie in China wie auch die klassische Maya-Zivilisation in Zentralamerika stehen für eine Hochblüte der Kulturen. Und sie gingen etwa zeitgleich unter, nämlich vor rund 1.100 Jahren. Auslöser könnte eine weltweite Dürre gewesen sein, sagt nun ein internationales Team von Klimaforschern.  
Die Trockenheit entstand dabei durch das Ausbleiben bzw. ein schwächeres Auftreten der sommerlichen Monsun-Regenfälle über einen Zeitraum von 200 Jahren. Das hat eine Paläoklima-Studie von Wissenschaftlern um Gerald Haug vom GeoForschungsZentrum Potsdam ergeben.

Der asiatisch-australische Monsun ist für das globale Klimasystem von großer Bedeutung, er beeinflusst gesellschaftliche und wirtschaftliche Aktivitäten von etwa der halben Erdbevölkerung.
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Der Artikel "Influence of the intertropical convergence zone on the East Asian monsoon" von Gerald H. Haug et al. ist in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 445, S. 74, 4. Jänner 2007) erschienen.
->   Abstract
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"Klima-These" - schon bei den Maya
Hungersnöte, Umweltzerstörung und Kriege - seit Jahrzehnten beschäftigen sich Wissenschaftler mit möglichen Ursachen für den Untergang von Hochkulturen. So auch mit dem Kollaps der Maya-Kultur im 9. Jahrhundert nach Christus.

Haug und sein Team lieferten bereits vor vier Jahren eine Untersuchung, deren Ergebnisse die so genannte Klima-These stützten und auf eine Dürre als Auslöser für den rapiden Bevölkerungsrückgang der Maya und letztendlich den Untergang der Kultur hinweisen.

Analysen von Sedimenten aus dem Meeresboden des Cariaco-Beckens vor der Nordküste Venezuelas belegten eine damalige große Trockenheit, die Maya-Kultur hatte Wassermangel erlitten.
->   Mehr dazu: Maya-Kultur wegen Trockenheit untergegangen (13.3.03)
Trockenphase auch auf anderer Seite des Erdballs
Die Klima-These konnten die Wissenschaftler nun ausbauen, sie wechselten dazu den Kontinent: Wissenschaftler um Haug untersuchten die Stärken des Sommer- und Wintermonsuns in China über die letzten 16.000 Jahre. Sie analysierten dabei titanhaltige Sedimente vom See Huguang Maar im Südosten des Landes. Die Sedimente werden in der Regel von den Wintermonsun-Winden abgelagert. Stärkere Winterwinde stehen mit schwächeren Sommerregen in Verbindung, so lautet die gängige Annahme.

Das Ergebnis: Der asiatische Monsun sei während des 8. und 9. Jahrhunderts nach Christus schwächer ausgeprägt gewesen. Die Dürre fällt zusammen mit dem Untergang der Tang-Dynastie in China.

Diese steht wiederum für eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit auf dem asiatischen Kontinent. Die Tang-Dynastie erlebte eine Schwächung Mitte des 8. Jahrhunderts und ihren endgültigen Untergang im Jahr 907 als Folge von Aufständen. Zu ihrem Untergang könnten die ausbleibenden bzw. sehr schwachen Sommerregen beigetragen haben, die zu Ernteausfällen führten, schreiben die Forscher.
->   Tang-Dynastie - Wikipedia
Tropische Verbindung
Zwischen den Jahren 700 und 900 veränderte sich wohl die Position der tropischen Regen parallel auf dem asiatischen und dem südamerikanischen Kontinent. Die klimatischen Veränderungen stehen vermutlich in Verbindung mit einer globalen Verschiebung der Innertropischen Konvergenzzone (ITZ), einem Band von schweren tropischen Regen, schreiben die Wissenschaftler. Diese könne sich beispielsweise auch in Folge von ausgeprägten El Nino-Ereignissen verschieben.

Der tropische Regengürtel hat sich vor rund 1.300 Jahren vermutlich Richtung Süden verschoben: So hätten die nördlichen Tropen für rund 200 Jahre durchschnittlich weniger Regen erfahren. Der Grund für die damalige Verschiebung ist bisher noch unklar.
"Zeitliche Korrelation"
Auch wenn eine weltweite Trockenheit zum Kollaps der alten Hochkulturen geführt haben könnte, so sprechen die Wissenschaftler eher von einer "zeitlichen Korrelation". Der Untergang der Maya und Tang sei sicherlich durch mehrere Faktoren bestimmt worden.

Beim Untergang der Tang-Dynastie spielte wohl auch der Mensch eine entscheidende Rolle: Als eine entscheidende Schwächung der Dynastie wird eine Niederlage gegen die arabische Armee im Jahr 751 angesehen - die Schlacht am Talas, u.a. Auslöser für weitere Unruhen und Aufstände.

[science.ORF.at, 5.1.07]
->   Gerald H. Haug - GeoForschungsZentrum Potsdam
->   Monsun - Wikipedia
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Maya-Untergang: Resultat eines tödlichen Zweikampfs (20.9.02)
->   Erdbeben: Schuld am Verschwinden alter Hochkulturen? (14.12.01)
->   Sonne verursachte Untergang der Maya (18.5.01)
 
 
 
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01.01.2010