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75. Geburtstag von Gorilla-Forscherin Dian Fossey  
  Niemand vor ihr hatte es geschafft, den scheuen und vom Aussterben bedrohten Berggorillas in Ruanda nahe zu kommen. Dian Fossey beschrieb ihr Leben unter den wild lebenden Primaten im Herzen Afrikas in ihrem berühmten Buch "Gorillas im Nebel". Der britische Regisseur Michael Apted setzte der Verhaltensforscherin 1988 mit dem gleichnamigen Film und Sigourney Weaver in der Hauptrolle ein Denkmal.  
Fossey war es jedoch nicht vergönnt, das Leinwanddrama über ihre Liebe zu den gefährdeten Menschenaffen selbst zu sehen. Sie wurde 1985 in den Virunga-Bergen von Ruanda mit einer Machete ermordet. Ihr Tod bleibt bis heute ungeklärt. Am 16. Jänner wäre die ebenso leidenschaftliche Kämpferin wie verletzliche Frau 75 geworden.
Personifizierte Leidenschaft
"Ich wollte zeigen, wie aus Interesse Leidenschaft wird und aus Leidenschaft Obsession", beschrieb Apted das Ziel seines Films. Fossey selbst schrieb in ihr Tagebuch: "Ich hatte den tief empfundenen Wunsch, gemeinsam mit wilden Tieren in einer Welt zu leben, die von den Menschen noch nicht kaputt gemacht worden war." Als Jäger ihren Lieblingsgorilla "Digit" töteten, wurde aus ihrem Wunsch wilde Entschlossenheit.

Fossey zerstörte Fallen, bezahlte Söldner dafür, das Gebiet zu patrouillieren und gewaltsam gegen Wilderer vorzugehen. Mit ihren leicht rötlichen Haaren stilisierte sie sich selbst zur Hexe hoch, um die Trophäenjäger und Einheimischen von den geliebten Tieren fern zu halten. Mit ihrem aggressiven, fanatischen Vorgehen schaffte sie sich am Ende viele Feinde.
Afrikareise als Initialzündung
In San Francisco geboren und aufgewachsen war Fossey in jungen Jahren gescheitert, Tierärztin zu werden. Wegen schlechter Noten musste sie das Studium abbrechen und wurde Bewegungstherapeutin für behinderte Kinder.

Ihre Leidenschaft für Gorillas entdeckte sie auf einer Afrikareise 1963. Dort traf sie zum ersten Mal den berühmten Paläoanthropologen Louis Leakey. Er motivierte sie später, eine umfassende Studie an Menschenaffen zu machen.
Flucht nach Bürgerkrieg
Wie sie inspirierte Leakey auch zwei andere Primatenforscherinnen: Jane Goodall widmete sich den Schimpansen und Birute Galdikas verschrieb sich den Orang Utans. Fosseys Interesse für die Gorillas war anfangs rein wissenschaftlicher Natur.

Sie beobachtete das Verhalten der Tiere in der Demokratischen Republik Kongo (damals Zaire), bis dort der Bürgerkrieg ausbrach und sie nach Ruanda floh. Dort baute sie in den Virunga Mountains in 3.000 Meter Höhe die Karisoke-Forschungsstation auf.
"Die einsame Frau des Waldes"
Kaum vorstellbare Strapazen ertrug die Amerikanerin, bis sie auf einer Lichtung die ersten Berggorillas entdeckte. Von diesem Moment an nahm ihr Leben einen anderen Verlauf.

Geduldig und behutsam versuchte sie, das Vertrauen der Tiere zu gewinnen, begann ihre Gesten zu verstehen, ihre Gesetze und Gefühle. Der australische Fotograf Bob Campbell wurde Zeuge, als ein riesiger männlicher Gorilla mit seiner Pranke zärtlich ihre Hand berührte.

Während sich Fosseys wissenschaftliche Faszination zu einer tiefen emotionalen Bindung wandelte, wurden ihr die eigenen Artgenossen, die Menschen, immer fremder. "Nyiramachabelli", die einsame Frau des Waldes, hieß sie in Ruanda.
Mord und Verzweiflung
Als grausamsten Moment ihres Lebens beschrieb sie die Entdeckung ihres ermordeten Lieblingsgorillas. Dem Tier waren der Kopf und die Hände abgehackt. Aus Verzweiflung, Ohnmacht und Hilflosigkeit wuchs Hass.

Sie vertrieb harmlose Touristen, steckte die Hütten der Einheimischen in Brand und bestrafte Wilderer mit Schein-Exekutionen. Ihre Rache kannte schließlich keine Grenzen mehr. Wenig später starb sie mit 53 Jahren in ihrer Hütte - im Schlaf erschlagen. Sie liegt neben ihrem Lieblingsgorilla begraben in den Bergen von Ruanda.

Gisela Ostwald, dpa, 15.1.07
->   Dian Fossey - Wikipedia
->   The Dian Fossey Gorilla Fund International
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01.01.2010