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Parasiten wirken Multipler Sklerose entgegen  
  Parasitäre Infektionen könnten beim Menschen den Krankheitsverlauf der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) verlangsamen, berichten argentinische Forscher.  
Jorge Correale und Mauricio Farez vom Raul Carrea Institute for Neurological Research in Buenos Aires erkannten, dass Parasiten die Symptome der Nervenkrankheit MS, so etwa Schmerzen und Probleme mit dem Sehen, mit Bewegung und Erinnerung, mindern können.

Auch traten bei MS-Patienten, die eine parasitäre Infektion hatten, im Vergleich mit nicht infizierten MS-Patienten deutlich weniger Krankheitsschübe auf.
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Der Artikel "Association Between Parasite Infection and Immune Responses in MS" wird in der Fachzeitschrift "Annals of Neurology" (Jänner 2007, DOI: 10.1002/ana.21067) erscheinen.
->   Abstract (sobald online)
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Parasiten und Autoimmunerkrankungen
Vorhergehende Untersuchungen an Tieren hatten bereits gezeigt, dass parasitäre Infektionen den Verlauf von Autoimmunerkrankungen beeinflussen können.

Correale und sein Kollege wollten nun den Zusammenhang zwischen dieser Art von Infektion und Multipler Sklerose (MS) untersuchen. MS ist eine neurologische Erkrankung, bei der es zu entzündlichen Veränderungen im Gehirn und Rückenmark kommt.

Die Forscher untersuchten zwölft Patienten mit MS, die auch eine parasitäre Infektion hatten, sowie zwölf MS-Kontrollpatienten ohne Infektion.

Die Probanden wurden alle drei Monate neurologisch untersucht. Alle sechs Monate führten die Forscher eine Magnetresonanztomografie im Hirn-Bereich durch. Bewertungen des Immunsystems wurden in den letzten Monaten der Studie unternommen. Gesamter Beobachtungszeitraum: durchschnittlich viereinhalb Jahre.
Mehr Krankheitsschübe ohne Parasiten
Während die infizierten MS-Patienten "nur" drei Krankheitsschübe erlitten, waren es bei den nicht infizierten MS-Patienten durchschnittlich ganze 56.

Außerdem verschlechterte sich der körperliche Zustand nur bei zwei infizierten Probanden - zudem nur kurzfristig -, während elf Probanden der parasitenfreien Gruppe langfristige Veränderungen erfuhren.
Parasiten produzieren Entzündungshemmer
Die Erklärung dieses Effekts: Die Parasiten sichern ihr Überleben im Wirt, indem sie (direkt oder indirekt) entzündungshemmende Stoffe herstellen. Diese regulatorischen Substanzen scheinen laut den Forschern auch die MS-Entzündungsreaktionen zu hemmen.

Eine teilweise Bestätigung dieser Hypothese gelang bereits: Die Zahl der Immunzellen, die so genannte Zytokine mit regulierender Funktion produzieren, war bei den infizierten MS-Patienten erheblich höher. "Die Parasiten könnten entweder dazu führen, dass es mehr regulierende T-Zellen im Körper gibt, oder dass die vorhandenen aktiver werden", schreiben die Forscher in einer Aussendung.

So sei erstmals beim Menschen nachgewiesen worden, dass parasitäre Infektionen eine Autoimmunerkrankung wie MS in ihrem Krankheitsverlauf hemmen kann.

[science.ORF.at, 17.1.07]
->   Website von Jorge Correale
->   Parasitäre Infektion - Wikipedia
->   Alle Beiträge zum Stichwort Sklerose in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010