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Klimawandel in Bildern: Die Welt in 100 Jahren  
  Das Klima auf der Erde ändert sich. Diese Botschaft ist einfach und wird auch von den meisten Politikern akzeptiert. Wenn es jedoch um Details der Klimaforschung geht, fehlen oft anschauliche Darstellungen. Ein Manko, das nun von einer Schweizer Forscherin behoben wurde. Sie hat eine Weltkarte erstellt, die den Zustand der Erde in 100 Jahren zeigt.  
Die Botschaft der Karte ist klar: Die Extremereignisse der Vergangenheit - Hitzesommer, Hochwasser, Trockenperioden - werden in manchen Regionen der Erde zur Normalität. Die Weltkarte hat das Magazin "New Scientist" in seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht.
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Der Artikel "A climate change index: Where climate change may be most prominent in the 21st century" von Michèle B. Bättig, Martin Wild und Dieter M. Imboden ist ursprünglich in den "Geophysical Research Letters" (Bd. 34, L01705, doi:10.1029/2006GL028159) erschienen.
->   Abstract
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Forschung anschaulich machen
Als Michèle B. Bättig von der ETH Zürich auf der Weltklimakonferenz 2005 in Montreal mit Delegierten sprach, wurde ihr klar: Studienergebnisse müssen einfacher dargestellt werden, das Stückwerk der Forschung gehört zusammengefasst.

Die Politiker baten sie um "aggregierte Daten", erzählt Bättig gegenüber science.ORF.at. Damit sind gebündelte Darstellungen gemeint, bei denen auch der Laie auf einen Blick erkennt, welche Konsequenzen der Klimawandel nach sich zieht.
Neue Darstellung
Bisher arbeiteten Klimaforscher bei solchen Darstellungen meist mit verschiedenen Temperatur- und Regenindikatoren. Bättig hat nun versucht, neun solcher Kenngrößen in einem Bild zusammenzufassen. Sie teilte die Erde in 375 mal 375 Kilometer große Quadrate und berechnete mit Hilfe globaler Klimamodelle die Extremereignisse in den Jahren 1961-1990.

Fachleute gehen nämlich davon aus, dass besonders die "klimatischen Ausreißer" große Schäden in Ökosystemen - und Gesellschaften - verursachen (Nature 419, 224).

Dann berechnete sie, mit welcher Wahrscheinlichkeit solche Extremereignisse in der Zeitspanne 2071-2100 wieder auftreten werden. Neu an dieser Methode ist unter anderem, dass man dabei einzelne Regionen vergleichen kann. Der Betrachter erfährt auf einen Blick, wie stark beispielsweise Mitteleuropa, Sibirien und das Amazonasgebiet (relativ zueinander) vom Klimawandel betroffen sein werden.
Jährliche Hitzewellen
 
Bild: Baettig, M. B., M. Wild, D. M. Imboden, Geophys. Res. Lett., 34, L01705

Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Was im Referenzzeitraum noch ein statistischer Extremfall war, wird gegen Ende des 21. Jahrhunderts regelmäßig eintreten.

Ein konkretes Beispiel: Erinnern sie sich an das heißeste Jahr, das sie bisher erlebt haben. Ab 2071 werden Hitzewellen dieser Art beinahe jährlich auftreten und zwar in fast allen Regionen dieser Erde (Bild oben, dunkelrot).
Geteiltes Bild beim Niederschlag
 
Bild: Baettig, M. B., M. Wild, D. M. Imboden, Geophys. Res. Lett., 34, L01705

Was die Niederschläge betrifft, sind die Trends regional unterschiedlich. In den Tropen und Subtropen Amerikas sowie in Nord- und Südafrika wird extreme Trockenheit zur Normalität (Bild oben, rot).

In vielen anderen Regionen, darunter etwa Alaska, Grönland und der Norden Asiens, werden massive Niederschläge häufiger (dunkelblau).
Regionen unterschiedlich betroffen
 
Bild: Baettig, M. B., M. Wild, D. M. Imboden, Geophys. Res. Lett., 34, L01705

Schlussendlich hat Bättig auch sämtliche Klimaindikatoren zu einem Gesamtbild verarbeitet. Auf dieser Darstellung ist abzulesen, welche Regionen am stärksten vom Klimawandel betroffen sein werden (Bild oben).

Relativ glimpflich dürften etwa die USA, Mitteleuropa, Australien, Zentralasien und Indien davonkommen. Die stärksten Auswirkungen sind in Mittel- und Südamerika, Zentralafrika sowie im Norden Kanadas zu erwarten.
Grafischer Fokus für Debatten
"Wir hoffen, dass diese Karten den Entscheidungsträgern einen schnellen Überblick ermöglichen, ohne dass sie sich im Detail verlieren", sagt Bättig. Sie hat allerdings noch nicht darüber entschieden, ob und welchen Politikern sie ihre Daten zusenden will.

Ihre Fachkollegen nehmen die neue Studie jedenfalls durchwegs positiv auf: "Eine überzeugende grafische Darstellung", sagt etwa Chris West von der University of Oxford. Und Tom Downing vom Stockholmer Umweltinstitut meint: "Sie konzentriert die Debatte auf die großen Ereignisse - jene, über die wir uns wirklich Sorgen machen müssen."

[science.ORF.at, 17.1.07]
->   Michèle B. Bättig - ETH Zürich
->   Magazin "New Scientist"
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01.01.2010