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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Fichtensterben durch Klimawandel  
  Wiener Forscher haben die Auswirkungen verschiedener Klimaszenarien auf den Wald untersucht. Kommt es zu dem befürchteten Anstieg der Durchschnittstemperaturen um vier Grad, könnten Fichten zur Rarität werden.  
Unter der Leitung von Manfred J. Lexer vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur wurden zum Thema natürliche Baumartenzusammensetzung mögliche Szenarien auf einem simulierten Standort in den Hohen Tauern auf 1.500 Metern Seehöhe mit einem aktuellen Jahresmittel von 2,7 Grad.
Fichtenzunahme bei mehr Niederschlag
Demnach würde dort bei einer Temperaturerhöhung um vier Grad und bei 2,1 Prozent mehr Niederschlag die Biomasseproduktion deutlich ansteigen.

Die Fichte wäre der große Gewinner. Ihr Anteil würde von derzeit 99 Tonnen pro Hektar auf 131 Tonnen zunehmen. Die Zirbe wäre verschwunden, der Lärchenbestand reduziert. Dafür gäbe es - neu an diesem Standort - Buchen, und zwar mit einer Biomasse von 34 Tonnen pro Hektar.
Fichten würden von Buchen verdrängt
Ganz anders sähe die Situation an einem ebenfalls simulierten Standort auf 670 Metern Seehöhe bei einer angenommenen Erhöhung des derzeitigen Jahresmittels von 7,6 Grad um 4,3 Grad und 4,1 Prozent weniger Niederschlag aus: Fichten, Lärchen und Bergahorn wären weg, die Biomasse von Tannen würde sich ungefähr auf ein Viertel reduzieren.

Den Platz der Fichten würden vor allem Buchen einnehmen, die gemessen an der Biomasse im Jahr 2100 dort rund vier Fünftel aller Baumarten ausmachte. Derzeit an dem Standort nicht vorhandene Stiel- und Traubeneichen sowie Hainbuchen würden sich in dem wärmeren Klima mit trockeneren Böden wohl fühlen.
Baum wird in "physiologischen Stress" versetzt
Zweierlei würde der an sich recht robusten Fichte den Garaus machen: Erstens die Trockenheit - weniger Niederschläge plus wärmebedingt größere Verdunstung -, die den Baum in "physiologischen Stress" versetzt, wie Lexer erklärte.

Die derart belasteten Exemplare wären dann ein gefundenes Fressen für auf Fichte spezialisierte Borkenkäferarten, eine in unseren Breiten rund 120 Arten umfassende Spezies.
Käferlarven zerstören die "Lebensader" der Fichten
Das Gefährliche an den Forstschädlingen ist deren Gewohnheit, im Bast unter der Borke "Liebesnester" anzulegen. Nach der Begattung legen die Weibchen meist zwei oder drei bis zu 15 Zentimeter lange Muttergänge an, in denen sie in Nischen auf beiden Seiten bis zu 100 Eier ablegen.

Aus diesen entwickeln sich Larven, die eigene Gänge anlegen, sich vom lebenden Bast ernähren und damit die "Lebensader" der Fichten zerstören, als Jungkäfer schlüpfen und sich dann aus der Rinde ausbohren.

[science.ORF.at/APA, 18.1.07]
->   Manfred Lexer - Boku Wien
 
 
 
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01.01.2010