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Schulen: Mit "sozialem Lernen" Gewalt verhindern  
  Die Gewalt an Schule nimmt zu, der Umgangston wird rauer. Hinter Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten stehen nach Ansicht eines Psychiaters meist Defitize beim "sozialen Lernen".  
"Kompetenzen" lernen
Lesen, Rechnen, Schreiben - das erlernen in den ersten beiden Schuljahren die meisten Schülerinnen und Schüler, meint der Wiener Kinder- und Jugendpsychiater Max Friedrich. Aber wie steht es mit Selbstverantwortung, Toleranz, Streitkultur?

Gefühle lesen zu können, die eigenen Gefühle wie die der anderen, diese Fähigkeit habe in den vergangenen Jahren abgenommen, so Friedrich. Er wirbt daher für das soziale Lernen: Dabei sollen soziale und emotionale Fähigkeiten aufgebaut werden. "Soziales Lernen" als "Lernen miteinander umzugehen." Und das ab der Volksschule.
Keine Gewalt aufkommen lassen
"Gefühle leben, lehren und lernen - das heißt: den anderen zu begegnen, ihn zu erkennen und mit ihm in Kontakt zu sein. Ein anderer wesentlicher Bereich ist die Spirale von der Aggression über die Gewalt zur Brutalität, dem Gewaltpotenzial entgegenzutreten", so Max Friedrich im Ö1 Mittagsjournal.
Spiele und Übungen
Einander wahrnehmen, Vertrauen fassen, eigene und fremde Gefühle lesen, sich entscheiden, zu seiner Meinung stehen, miteinander umgehen lernen - das sind Übungen, die im Unterricht der ersten und zweiten Volksschulklasse absolviert werden sollen.

Da wird z.B. durchgespielt, wie sich eine 7jährige verhält, wenn ein Fremder an der Haustüre klingelt und die Eltern fort sind. Oder es wird besprochen, was ein 6jähriger macht, wenn er sich fürchtet. Oder: Erstklässler sagen ganz laut "Nein" und vergegenwärtigen sich, was sie nicht wollen und wie sie es aussprechen.
Versöhnungskultur lehren
Friedrich: "Soziales Lernen lässt uns rechtzeitig und frühzeitig erkennen, wo Gewalt entsteht. Wir haben Konfliktkultur zu betreiben und wir haben Versöhnungskultur zu lehren. Spiele, bei denen es z.B. darum geht, Mimik und Gestik erkennen zu lernen ¿ das sind Spiele, in denen wir frühzeitig erkennen, wo sich ein Konflikt aufbaut."
Buben besonders beachten
Der Psychiater legt in seinem neuen Buch zum Sozialen Lernen, einem Lehrgang für Volksschullehrer, besonders Wert auf die Bubenförderung:

"Bei Buben ist in der Gewaltprävention die Notwendigkeit besonders genau hinzusehen, damit Teile dessen, was uns heute zum Problem wird, herausgestrichen werden. Das ist auf der einen Seite die Gewalt, aber wir sollten auch Suchtpotenziale ansehen und wir sollten auch die Schüchternen und Zurückgezogenen einbinden."
Lern-"Pflicht" für Lehrer
Soziales Lernen solle ein "Pflichtfach" für angehende Lehrer werden, so Max Friedrich, aber kein eigenes Fach für Schüler und Schülerinnen - denn es müsse in den gesamten Schulalltag Eingang finden. Spiel-Vorschläge, Unterrichtsideen und Arbeitsblätter sind zusammengefasst im neuen Buch "Soziales Lernen für die erste und zweite Schulstufe".

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 19.1.07
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Das Lehrbuch
"Soziales Lernen für die erste und zweite Schulstufe. Ein Lehrgang mit Kopiervorlagen." Von Max H. Friedrich und Ellen M. Zitzmann. Erschienen im Bildungsverlag öbv-hpt.
->   Verlag öbvhpt
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01.01.2010